domradio.de: Was kriegen Sie davon mit, dass bald die mächtigsten Staats- und Regierungschefs in Ihrer Nähe über die wichtigen Probleme der Welt beraten?
Andreas Lackermeier (Pfarrer und Leiter des Pfarrverbandes Partenkirchen-Farchant-Oberau): Seit einigen Wochen kriegt man schon die beginnenden und immer stärker werdenden Sicherheitsvorkehrungen mit, auf den Straßen, die Kanaldeckel sind versiegelt worden. Es gibt hier im Vergleich zu normalen Zeiten ein ungeheures Polizeiaufgebot. Es sind angeblich schon mehr als 150.00 Polizisten hier, die sich natürlich über das ganze Gebiet verstreuen. Das merkt man ganz heftig. Viele viele Polizeiautos, sehr viele Halteverbote sind aufgestellt worden. Das bekommt man so öffentlich täglich vor Augen geführt.
domradio.de: Demos gibt es ja vor dem G7-Gipfel in Garmisch-Partenkirchen nur mit strengen Auflagen - finden Sie das alles zu restriktiv, dass ein Protestcamp nicht genehmigt werden soll?
Lackermeier: Die Sicherheitskräfte sagen aus Erfahrungen mit dem Gipfel in Heiligendamm, aber auch in anderen Ländern, dass diese Camps potenziell eine Möglichkeit bieten, dass gewalttätige Demonstranten dort Unterschlupf finden, sich dort verstecken können. Es ist in Heiligendamm ein Hubschrauber mit Leuchtraketen beschossen worden aus solchen Camps raus. Das will die bayrische Polizei unter allen Umständen verhindern, dass man solche Ansammlungen schafft, wo man nicht mehr auseinander halten kann, wo sind die friedlichen Demonstranten, die zu Recht für ihre Meinung rausgehen und unter die sich leider auch etliche Chaoten mischen können. Daher verbietet man diese Camps. Richtig beurteilen kann ich es nicht wirklich. Ich kann mir schon vorstellen, dass es tatsächlich so geschehen kann. Ich habe auch früher ab und an demonstriert - übernachten musste ich damals nirgendwo. Ich bin hingefahren und dann abends wieder heim. Das ginge auch.
domradio.de: Am Donnerstag findet ja die Fronleichnamsprozession statt - kollidiert die in irgendeiner Weise mit den G7-Vorplanungen?
Lackermeier: Wir haben schon letzten Herbst die Anfragen gestellt, da war ja zunächst einmal ein anderer Termin für den G7-Gipfel - eben der Donnerstag und der Freitag geplant. Das ist dann auf Sonntag und Montag verschoben worden. Allein schon durch diese Terminverschiebung gab es nie irgendwelche Hinweise, dass wir Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Im Gegenteil, ich habe eher das Gefühl gehabt, dass die Behörden recht froh sind, dass der Donnerstagvormittag an allen Orten hier geblockt ist sozusagen für unsere Demonstration, für unsere Prozession, dass keine andere Gruppen auch eine Genehmigung dafür kriegen können. Es gibt keine Einschränkungen. Hier in Südbayern ist es ja üblich, dass auch bewaffnete Gebirgsschützen mitgehen, mit ihren Waffen, die zur Dekorationszwecken heute noch dienen und da gibt es keine Auflagen, dass wir irgendwas nicht machen dürften. Auch der Weg führt ein Stück über die Bundesstraße, die sogenannte Protokollstrecke, aber es gibt keine Auflagen.
domradio.de: Was würden Sie sich denn als Pfarrer in Partenkirchen von den Staats- und Regierungschefs wünschen? Sie tagen ja nur 10 Kilometer von Ihnen entfernt.
Lackermeier: Das sind jetzt allesamt Leute, die die Welt gut kennen. Ich es kein schlechtes Zeichen außenherum, dass sie sich an einem solchen Ort wie Elmau treffen. Die Bilder sind ja allgemein bekannt, wie schön es dort ist und die ganze Gegend hier. Sie sollen die richtigen Schlüsse daraus ziehen, wofür sie in hoher Verantwortung stehen: Für die Schöpfung, für die ganze Welt und für die ihnen anvertrauten Menschen, die hier leben. Das zu bewahren, die Grundlagen dafür zu erstellen durch ihre Politik, die nachhaltig den Menschen zugeordnet ist, den Ausgleich zwischen Arm und Reich, Benachteiligungen abschaffen, das Flüchtlingsproblem lösen etc. Ich hoffe, dass Gottes gute Schöpfung, die man in Elmau in ganz besonderer Weise erfahren kann, das ihrige in den Politikern bewirkt, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen, zumindest die Grundzüge vorgeben, was man in gut 24 Stunden auch immer entscheiden kann.
Das Interview führte Christian Schlegel.