Brot für die Welt fordert Klimarisiko-Versicherung

Wünsche an G7-Runde in Elmau

Die G7-Staaten sollten Entwicklungsländer gegen Klimaschäden absichern, fordert Brot für die Welt. Die christliche Hilfsorganisation setzt dabei auf Klimarisiko-Versicherungen. Zudem müsse der CO2-Ausstoß gesenkt werden.

G7-Gipfel in Elmau (dpa)
G7-Gipfel in Elmau / ( dpa )

domradio.de: Was erwarten Sie denn, wenn die wichtigsten Staatsmänner der Welt zusammen kommen und über Energie und Klimapolitik beraten, was kommt dabei raus?

Sabine Minninger (Referentin für Klimapolitik bei Brot für die Welt): Wir erhoffen uns, dass im Vorfeld des ersten Klimaabkommens, welches im Dezember in Paris geschlossen werden soll, nun in Elmau wichtige Signale gesendet werden. Da kommen einige der größten Emittenten der Welt zusammen. Wenn sie sich dazu entscheiden, aus der Kohle auszusteigen und bestimmte Maßnahmen zu ergreifen für den Schutz der Ärmsten und Verletzlichsten, dann wäre das natürlich ein phänomenales Signal für den Klimagipfel in Paris im Dezember.

domradio.de: Sie sprechen im Konjunktiv, was ist denn realistisch, was in Elmau passiert?

Minninger: Realistisch könnte es schon sein, dass einige wichtige Signale gesendet werden. Natürlich kann die G7 keinen Beschluss befassen, der für 194 Staaten weltweit zählt. Sie können sich eigentlich nur selbstverpflichten, gewisse Dinge in Angriff zu nehmen oder eine "Wunschliste" aussprechen oder Themen bekräftigen. Konkret wäre es zum Beispiel, der Ausstieg aus der Kohle oder die Bereitstellung von Klimafinanzierungsmitteln für die ärmsten und verletzlichsten Länder.

domradio.de: Wie viel Eindruck macht das auf Regierungschefs der G7, wenn eine christliche Organisation dieses Treffen kommentiert und von außen die Wunschliste einreicht?

Minninger: Das muss man mit realistischem Blick sehen. Ich glaube, wir werden niemals wissen, was unser Anteil alleine war. Wir werden auch nicht erfahren, ob wegen uns ein bestimmtes Gesetz erlassen worden ist oder nicht. Ich denke, eine christliche Organisation wird schon als integer wahrgenommen, zumindest gegenüber der deutschen Bundesregierung. Ich denke, dass die Masse, wie wir auftreten, einen Einfluss hat. Wir machen unsere Dinge ja nicht alleine, sondern wir sind in zahlreichen Bündnissen. Weltweit zum Beispiel sind wir in dem Dachverband "climate action network". Bei diesem Klimaaktionsbündnis machen 900 NGOs mit, unter anderem auch Greenpeace oder der WWF oder auch Entwicklungsdienste wie Oxfam und das katholische Hilfswerk Misereor. Wir, in unserer starken Stimme zusammen, haben da schon Einflüsse. Ich glaube in Deutschland hört die Regierung schon aufmerksam zu, was Brot für die Welt zu sagen hat. Ich habe schon das Gefühl, dass wir sehr wahr und ernst genommen werden.

domradio.de: Welche Auswirkungen haben denn klimapolitische Entscheidungen der großen 7 auf die Ärmsten?

Minninger: Ja, die Ärmsten leiden am meisten unter dem Klimawandel, weil sie nicht die finanziellen Mittel haben, sich adäquat zu schützen. Es ist doppelt ungerecht: Sie haben den Klimawandel überhaupt nicht verursacht, weil sie einen ganz niedrigen CO2-Ausstoß bisher hatten und zum zweiten müssen sie die Folgen ertragen.

Eine konkrete Maßnahme, die ihnen tatsächlich helfen würde, wäre die Initiative der Bundesregierung für die G7. Die Bundesregierung muss jetzt noch alle anderen G6-Staaten davon überzeugen, dass es eine tolle Idee ist, eine Klimarisikoversicherung ins Leben zu rufen für die Ärmsten. Diese Versicherung gibt es auch, aber die sind unbezahlbar für die Ärmsten, die von weniger als zwei Euro am Tag leben müssen. Es gibt ganz gute Pilotprojekte diesbezüglich, wo man sich was abschauen kann in Afrika, wo Saatgut versichert wurde gegen eine Dürre. Tritt die Dürre auf, dann werden die Kleinbauern sofort entschädigt. So wie wir das in Deutschland ja auch kennen von Versicherungen.

Die Bundesregierung hat jetzt 150 Millionen Euro auf den Tisch gelegt, um die Prämie zu zahlen, damit die Versicherungen einen Anreiz haben und dass es bezahlbar ist für die Ärmsten diese Versicherungen abzuschließen. Wenn sie die G6 davon überzeugen kann, dass alle mitmachen, wäre das eine konkrete Maßnahme, wie direkt mit der Bewältigung von Klimaschäden und Verlusten geholfen werden kann.

Eins ist auch klar: Diese Initiative, die jetzt schon stark auf die Privatwirtschaft abgeschoben wird, auf die Versicherungen wird natürlich alleine nicht helfen, die Klimakrise zu bewältigen. Wir müssen trotzdem CO2 runterdrehen, also das Problem an der Wurzel packen. Es wird Dinge geben, die sind auch nicht mehr zu versichern. Es wird kein Versicherer mehr in dieser Welt die Polkappen versichern oder die anderen Gletscher, die sehr wichtig sind für die Wasserversorgung in den ganzen anderen Gebieten zum Beispiel von Peru und Bolivien oder absinkenden Inselstaaten im Südpazifik.

Ich war bei einem Treffen der Bundesregierung mit den größten Versicherern der Welt und dem Inselstaat Kiribati. Der Präsident von Kiribati hat sehr hilflos darum gebeten, ob wohl die Münchner Rückversicherung oder die Allianz Kiriwati versichern würden. Selbstverständlich haben die Versicherer gesagt: Nein, das ist nicht unsere Aufgabe. Da ist nichts mehr zu versichern. Diese Inseln werden untergehen. Die Staaten müssen hier im Grunde genommen einspringen, die es verfehlen, eine Politik zu betreiben, die wirklich helfen wird CO2 runterzufahren. Da kann man jetzt auch nicht die Versicherer vor den Karren spannen und sagen, die müssen es jetzt ausbaden.

Das Interview führte Daniel Hauser.


Quelle:
DR
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