Die Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien seien gescheitert, sagte der Weihbischof des Lateinischen Patriarchats am Donnerstagabend in Rom. "Der Teufelskreis kann nur durch Zwang gebrochen werden", betonte er bei einer von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz organisierten Konferenz über die Lage der Christen im Nahen und Mittleren Osten. Einzig die Vereinten Nationen könnten als neutrale Institution beide Seiten zur Umsetzung einer Zwei-Staaten-Lösung zwingen, unterstrich Shomali.
Als entscheidenden Weg zum Frieden in der Region bezeichnete Shomali den Dialog zwischen den Religionen. Frieden im Nahen Osten sei ein Traum, aber "nichts hält uns davon ab, zu hoffen, dass es eines Tages Frieden geben wird", betonte er.
Vorwurf an die USA
Den USA warf der Weihbischof eine zweideutige Strategie im Nahostkonflikt vor. Einerseits drängten sie Israel zu Verhandlungen mit den Palästinensern, andererseits verhinderten sie durch ihr ständiges Veto im Weltsicherheitsrat eine Zwei-Staaten-Lösung, sagte er
Das Oberhaupt der mit Rom unierten maronitischen Kirche für West- und Zentralafrika, Simon Faddoul, beklagte mit Blick auf die Revolten in der arabischen Welt, der sogenannte arabische Frühling habe sich in einen "arabischen Winter" verwandelt. Der Irak habe 75 Prozent seiner christlichen Bevölkerung verloren. Aus Syrien seien 50 Prozent der dortigen Christen geflohen. "Alles, was in 1.400 Jahren im christlich-muslimischem Zusammenleben erreicht wurde, ist zerstört", sagte der von Papst Franziskus ernannte Exarch. Friedenslösungen in den betroffenen Ländern müssten auf "Bürgerrechten anstatt auf Religion" fußen, sagte Faddoul. Religiöse Minderheiten müssten in islamischen Gesellschaften geschützt werden. Weiter müsse eine "Kultur von Liebe und Frieden" gestärkt werden. Christen müssten in ihren Ländern die gleichen Rechte erhalten wie Muslime. Auf muslimischer Seite fehle es an Verständnis für religiöse Pluralität und Gleichberechtigung.
Verständnis für Assad-treue Christen
Das maronitische Kirchenoberhaupt warb um Verständnis für die Position syrischer Bischöfe, die weiterhin den Machthaber Baschar al-Assad unterstützten. Syrische Christen lebten in ihrem Land nur noch in der von Assad kontrollierten Region in Sicherheit. "Man darf nicht über sie urteilen, denn sie leben nicht in Europa, sondern an einem Ort, an dem es keine Freiheit gibt", betonte der Exarch. Faddoul warnte angesichts des großen Flüchtlingszustroms in den Libanon vor einer weiteren Destabilisierung des Landes. Neben 4,5 Millionen Libanesen lebten mittlerweile 1,5 Millionen Syrer und 500.000 Palästinenser in dem Land.
Der katholische Bischof für die südlichen Länder der arabischen Halbinsel, Paul Hinder, erklärte die Weigerung der ölreichen arabischen Nachbarstaaten, Flüchtlinge aufzunehmen, damit, dass der Ausländeranteil dort bis zu 80 Prozent betrage.
Erzbischof Schick kritisiert Waffenlieferung
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der auch Leiter der Weltkirche-Kommission der deutschen Bischofskonferenz ist, forderte ein sofortiges Ende der Kriege in Nahost. In die Krisengebiete dürften keine Waffen mehr geliefert werden. Die vertriebenen Christen müssten baldmöglichst sicher in den Nahen Osten, das "Mutterland des Christentums" zurückkehren können.
"Der interreligiöse Dialog muss mit Wahrheit, Liebe und Respekt geführt werden", betonte der Erzbischof. Er erinnerte daran, dass der Konflikt aus Differenzen zwischen Muslimen untereinander entstanden sei und nicht aus Problemen zwischen Christen und Muslimen.