Ungeachtet der seit Monaten anhaltenden Gewalt in Israel und Palästina schritten zahlreiche Pilger in Jerusalem den traditionellen Leidensweg Jesu auf der Via Dolorosa ab. In Rom leitete Papst Franziskus einen von Stille und Ernst geprägten Gottesdienst im Petersdom. Sein Hausprediger Raniero Cantalamessa mahnte
eindringlich, auf Rachegelüste zu verzichten.
Gottesdienst im Petersdom
Rache sei zu einem "Mythos" geworden, so der Kapuziner-Theologe Cantalamessa. Die Leiden dieser Welt verdankten sich weithin dem Wunsch nach Vergeltung, "sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen oder jenen zwischen Staaten und Völkern". Nur Barmherzigkeit könne die Welt retten, betonte er.
Gerade jetzt gelte die Mahnung des Apostels Paulus, sich nicht vom Bösen überwältigen zu lassen, sondern das Böse durch das Gute zu besiegen. Die Worte Jesu am Kreuz, "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", erwiesen ihre Kraft angesichts der Attentate von Brüssel.
Zu Beginn der Feier im Petersdom betete Franziskus am Boden ausgestreckt vor dem Hauptaltar der Basilika. Anschließend hörte er mit den anderen Gläubigen die Passionsgeschichte aus dem Johannesevangelium. Eine Eucharistiefeier fand an diesem Tag nach katholischer Tradition nicht statt.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in Jerusalem
In Jerusalem standen die Osterfeierlichkeiten unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Am Mittag war es im Stadtteil French Hill zu einer Messerattacke auf Polizisten gekommen. Die 15-jährige palästinensische Angreiferin wurde nach Polizeiangaben überwältigt. Bereits zum jüdischen Purim-Fest, das am Mittwoch und Donnerstag begangen wurde, hatte die Polizei ihre Streifen verstärkt.
Anschläge von Brüssel Thema bei Karfreitagsprozessionen in Deutschland
Die Anschläge von Brüssel waren ein Thema bei vielen Karfreitagsprozessionen in Deutschland. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte bei einer Andacht in der Münchner Innenstadt, es sei verständlich, dass die Menschen Angst hätten. "Aber wenn wir zulassen würden, dass die Angst unser Leben bestimmt, dann würde der Terror siegen."
Ähnlich rief der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zu Mut und Entschlossenheit auf. Christen überließen nicht der Angst und dem Hass das Feld, sondern seien Botschafter der Versöhnung, so der bayerische Landesbischof.
Karfreitag in Belgien unter Eindruck des Terrors
Auch in Belgien begingen Christen den Karfreitag unter dem Eindruck des Terrors. "Die Anschläge vom vergangenen Dienstag waren für uns ein Karfreitag", sagte der katholische Bischof von Gent, Luc Van Looy. "Die Anschläge haben uns ins Herz getroffen. Wir haben den Schrei der Menschen gehört: Mein Gott, mein Gott, warum hast du uns verlassen?", so Van Looy unter Anspielung auf die letzten Worte Jesu.
Zugleich mahnte er, als gläubige Menschen dürften Christen "nicht vor dem Kreuz weglaufen. Die Menschen, die getroffen sind, erwarten von uns eine Botschaft der Hoffnung", betonte der 74-jährige Bischof und Salesianerpater.