Alle paar Wochen schwappt die Krise in Venezuela auch auf den Petersplatz in Rom. Am Mittwoch war es wieder einmal soweit: Während seiner Generalaudienz traf Papst Franziskus den Vater des inhaftierten venezolanischen Oppositionspolitikers Leopoldo Lopez sowie die Tochter des ebenfalls verurteilten oppositionellen Bürgermeisters von Caracas, Antonio Ledezma.
Der Heilige Vater habe ihm versprochen, für alle politischen gefangenen Venezuelas und seinen Sohn zu beten, sagte Leopoldo Lopez Gil nach dem kurzen Treffen. Inzwischen dürfte damit das halbe Dutzend an Zusammenkünften des Papstes mit venezolanischen Oppositionspolitikern oder deren Angehörigen voll sein, seit die politische Krise vor gut drei Jahren ausbrach.
Papstschreiben an Präsident Maduro
Franziskus hat sich laut Medienberichten erst vor kurzem mit einem persönlichen Schreiben direkt an den venezolanischen Präsidenten Niclas Maduro gewandt und damit für Aufsehen im Land gesorgt. Über den Inhalt des Schreibens ist nichts bekannt, aber allein seine Existenz wird in Venezuela höchst interessiert zur Kenntnis genommen.
Der Vatikan verwies zuletzt auf die jüngste Stellungnahme der Venezolanischen Bischofskonferenz. Darin rief deren Vorsitzender, Erzbischof Diego Padron, erneut zum Dialog auf, betonte aber auch, die Stimme des Volkes nicht zu überhören.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, einer der wichtigsten Ratgeber des Kirchenoberhaupts in außenpolitischen Fragen, bekräftigte in dieser Woche nochmals, es gebe keine Alternative zu direkten Gesprächen in Venezuela: "Es ist guter Wille von beiden Seiten notwendig, um Wege des Dialogs zu finden. Ich glaube, dass ist die einzige Lösung des venezolanischen Problems." Parolin gilt als ausgewiesener Venezuela-Experte, war er doch lange Jahre als Nuntius in dem südamerikanischen Land tätig.
Wahlergebnis verpufft
Das Volk hatte sich erst im Dezember eindeutig zu Wort gemeldet und für einen Erdrutschsieg der bürgerlich-konservativen Opposition bei den Parlamentswahlen gesorgt. Doch die sozialistische Regierung nahm den Ball nicht auf. Stattdessen setzte der linkspopulistische Präsident Nicolas Maduro per Dekret Beschlüsse der Volksvertretung außer Kraft - wie zuletzt ein Amnestiegesetz. Es scheint, als hätten die Wahlen die politischen Lager sogar noch weiter auseinandergebracht, statt sie zu einer Art parteiübergreifender Kooperation zu zwingen.
Venezuelas Bürger sendeten in dieser Woche erneut ein klares Signal aus: Rund zwei Millionen Menschen setzten ihre Unterschrift unter die Forderung nach einem Referendum, das über eine Absetzung von Präsident Maduro entscheiden soll.
Maduro will das Referendum zulassen, wenn die Wahlbehörde die dafür gesammelten Unterschriften für gültig erklärt. "Wenn sie in einem zweiten Schritt sagen, dass die erforderlichen Unterschriften gesammelt wurden, steuern wir auf ein Referendum zu, Punkt", sagte der in den Umfragen katastrophal dastehende Präsident.
Ex-Parlamentspräsident Diosdado Cabello sorgte indes in seiner eigenen TV-Show für einen weiteren bizarren Moment. Er zeigte Bilder eines inzwischen in die USA geflohenen Staatsanwalts. Dieser war im Prozess gegen Oppositionspolitiker Lopez engagiert, dem Anstachelung zur Rebellion vorgeworfen wird. Der Staatsanwalt erhob später Manipulationsvorwürfe gegen die Regierung. Cabello vermittelte nun den Eindruck, der Jurist müsse sich jetzt mit Autowaschen über Wasser halten. In den sozialen Netzwerken kommentierten User Cabellos Spott wütend: "Das ist eine ehrenwerte Arbeit. Selbst das zählt bei den Chavistas nichts mehr."
Venezolanische Bischöfe werden attackiert
Die hitzige Atmosphäre bekommen inzwischen auch die venezolanischen Bischöfe am eigenen Leib zu spüren. Zwei Anhängerinnen der Regierungspartei sollen laut Medienberichten erst kürzlich Bischof Gustavo Garcia Naranjo aus der Diözese Guarenas attackiert haben. Sein "Vergehen": Er hatte in seiner Predigt die schlechte Versorgungslage und die schwere Wirtschaftskrise im Land kritisiert.