domradio.de: Italien wird oft als "Angstgegner" von Deutschland bezeichnet. Wie stehen Sie zu dem Begriff?
Schwester Katharina Hartleib: Ich kann das verstehen, wenn man das immer sagt. Denn wenn man die ganze Geschichte verfolgt und in keinem Turnier die Deutschen gewinnen konnten, dann ist das so. Heute Morgen auf dem Markt haben viele Leute aber gesagt: jetzt sind die aber mal fällig! Wenn sie die Italiener jetzt nicht besiegen, wann dann? Das finde ich schon interessant. Und ich denke, Angst sollte man vor niemandem haben.
domradio.de: Das ist auch die Einstellung, die viele Spieler haben.
Schwester Katharina: Ja, und wenn man gestern Abend das Spiel gesehen hat - die Waliser hatte glaube ich niemand auf der Rechnung. Die haben ihren Stil durchgezogen und haben die Belgier besiegt. Das hätte ich nie für möglich gehalten.
domradio.de: Es ist so ein bisschen diese alte David-gegen-Goliath-Geschichte im Moment bei der EM. Wales kommt ins Halbfinale, Island hat auch Chancen - damit hätte doch niemand gerechnet.
Schwester Katharina: Nee, auf keinen Fall. Aber das ist das Schöne am Fußball. Viele sagen, das ist alles nur noch Kommerz, "Geld schießt Tore", man kann alles vorausberechnen. Aber das kann man gerade nicht. Und das ist das, was eben so einen Spaß macht. Wenn man die Isländer sieht, dann denkt man: Ey Leute, wer soll die schlagen?
domradio.de. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn wir gegen Island im Halbfinale verlieren würden.
Schwester Katharina: Ja, wenn das so ein begeisternder Fußball wird und das quasi die Schützenhilfe für den isländischen Fußball ist, dann ist es ok.
domradio.de: Heute Abend gibt es das Spiel Deutschland gegen Italien. Was ist Ihr Tipp?
Schwester Katharina: Ich erwarte ein ziemlich enges Spiel und bin trotzdem der Überzeugung, dass die Deutschen das schaffen werden. Ich halte sie für technisch und taktisch sehr ausgereift. Und es ist schon das fünfte Spiel - sie haben wirklich gut zusammengefunden, der Angriff funktioniert jetzt gut. Aber gegen Italien ist es immer eng und in der 89. Minute muss man schon aufpassen. Ich glaube trotzdem, dass Deutschland 1:0 gewinnt.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.
