Mit Schwester Katharina durch die Fußball-EM

Elfmeter, "Luft nach oben" und Ladehemmung

Europa ist im Fußballfieber - domradio.de auch! Während der EM begleitet uns Schwester Katharina Hartleib, Franziskanerin in Olpe. Unsere "Fußballnonne" sah einen souveränen Achtelfinalauftritt der deutschen Elf beim 3-0 gegen die Slowakei.

Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat  (DR)
Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat ( DR )

domradio.de: Da ist doch alles rund gelaufen gestern im Achtelfinale gegen die Slowakei: drei Tore schöne Tore von Jerome Boateng, Mario Gomez und Julian Draxler. Dieses Mal war die Chancenverwertung in Ordnung, oder?

Schwester Katharina Hartleib: Ja. Mit drei Toren Differenz zu gewinnen, klingt schon ziemlich gut. Der Sieg hätte jedoch noch deutlich höher ausfallen können.

domradio.de: Mesut Özils verschossener Elfmeter ist ja zum Glück nicht ins Gewicht gefallen. Im Übrigen hat er doch ein gutes Match gespielt, oder?

Schwester Katharina: Mesut Özil ist ja einer von den Spielern, die sehr gerne verkannt werden. Er hat, glaube ich, nicht ganz so viele Fans im deutschen Lager, weil er immer so wirkt, als würde ihn alles gar nichts angehen. Aber die letzten beiden Spiele war er richtig gut. Dadurch dass der Elfmeterfehlschuss so früh im Spiel passierte und Deutschland bereits mit 1-0 in Führung lag, war der Fehlschuss nicht so schlimm. Wir konnten leider nur die erste Halbzeit schauen, denn dann sind wir in die Pfarrkirche gegangen und haben die Vesper gesungen. Während des abschließenden "Salve Regina" drang der Torjubel zu uns durch. Wir haben uns leise grinsend angeschaut und es war klar, dass ein deutsches Tor gefallen ist.

domradio.de: Den Elfmeter hätten wir auch gehalten, oder?

Schwester Katharina: Es sah sehr deutlich danach aus, in welche Ecke er schießen würde und er war zudem relativ unplatziert getreten, so dass der Torwart den Braten riechen konnte. Er hat ihn dann aber auch gut pariert.

domradio.de: Was ist mit Thomas Müller los? Seine Ladehemmungen ist er immer noch nicht losgeworden.

Schwester Katharina: Das wundert mich auch. Bei der Weltmeisterschaft, in der Champions League und in der Bundesliga erzielt er die tollsten Tore und bei der Europameisterschaft funktioniert es irgendwie nicht. Ich habe aber den Eindruck, dass sich, weil neue Spieler reingekommen sind, das Spielsystem verändert hat. Mario Gomez spielt seit zwei Spielen die "richtige Neun" und Julian Draxler ist in überragender Form, seitdem hängt Thomas Müller ein wenig in der Luft.

domradio.de: Sie geben gerne bei uns Tipps ab mit einem Gegentor für die deutsche Mannschaft. Dieses Mal war es ein 3-1. Aber Manuel Neuer hat den Kasten bislang sauber gehalten.

Schwester Katharina: Das finde ich auch interessant. Manuel Neuer hatte bislang nahezu nie etwas zu tun. Wenn er aber mal gefordert ist, dann hält er auf Weltniveau. Es gab einen richtig gefährlichen Kopfball auf seinen Kasten, den er souverän gehalten hat. Ich habe aber auch 3-1 getippt, weil ich nach den Eindrücken aus der Vorrunde von den Slowaken richtig was gehalten habe. Gestern war ich jedoch recht enttäuscht von ihnen.

domradio.de: Ein Tipp für das Viertelfinale am nächsten Samstag macht noch keinen Sinn, weil der Gegner noch nicht feststeht, es wird entweder Spanien oder Italien. Aber war das gestern für Sie ein titelreifes Spiel?

Schwester Katharina: Titelreif ist es, wenn sie es gewonnen haben. Ich denke, es ist immer Luft nach oben. Sie waren schon richtig gut. Sie haben zwischendurch mal so zehn Minuten ein bisschen nachgelassen und Luft geholt. Da merkte man, dass ein wenig die Konzentration fehlte, was sie nach dem Spiel auch selber moniert haben. Das können sie sich wahrscheinlich gegen Spanien oder Italien nicht leisten.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR