domradio.de: Heute ist Sonntag, also der Tag des Herrn. Wie bringen Sie da Ihre Fußballbegeisterung mit ein?
Schwester Katharina Hartleib: Fußball hat natürlich was mit Freizeitbeschäftigung zu tun. Am Sonntag geht es ja auch um dieses Miteinanderspielen. Ich kenne es noch so aus der Zeit als ich klein war, dass wir mit der Familie sonntagsnachmittags auf den Fußballplatz gezogen sind und den Mannschaften im Dorf zugeguckt haben. Mein Vater hat gespielt, später meine Brüder. Das war das Sonntagsnachmittagsvergnügen, und das hat mir sehr gefallen.
Später gab es Bundesligaspiele meistens nur am Samstag. Somit war der Sonntag wirklich der Tag des Herrn und der Tag der gemeinsamen Ruhe. Das ist das, was vielen Menschen nicht mehr zuträglich ist. Viele haben ganz viel Freizeitstress, so dass sie am Sonntag – anstatt sich ein bisschen auszuruhen und etwas Ruhiges miteinander zu machen – auch noch stressige Freizeitaktivitäten, von denen sie sich eigentlich in der Woche erholen müssen.
domradio.de: Gut, viel Ruhe wird das deutsche Nationalteam nicht haben, auch nicht am Tag des Herrn. Wie sehen Sie denn die Chancen für Deutschland heute Abend?
Schwester Katharina: Ja, wenn man das ganz reell sieht, müssten sie gewinnen. Wenn man die ersten drei Spiele gesehen hat, dann war das erste so lala mit dem Sieg gegen die Ukraine. Das zweite war dann eher schwierig, weil man das Gefühl hatte, die Abwehr funktioniert jetzt zwar, aber man brauchte ja auch mal ein Tor. Und bei dem dritten hat man die unendlich vielen Chancen bei der jetzt sicheren Abwehr gehabt. Ich hab das Gefühl, dass die Mannschaft jetzt am Laufen ist, dass sie jetzt die Kurve für sich gekriegt hat und es sollte eigentlich heute Abend nur gut gehen.
domradio.de: Und wer meinen Sie, wird in der deutschen Mannschaft ganz wichtig werden?
Schwester Katharina: Also ich bin froh, dass es gestern Abend hieß, dass Jerome Boateng spielen wird. Der ist wirklich das Bollwerk. Und Joshua Kimmich hat ja der Mannschaft durch diese Unbekümmertheitsehr gut getan. Trotzdem ist er schon ein unglaublich guter Spieler, der etwas vorantreiben kann. Ich bin zwar wirklich kein Fan von Mario Gomez, weil der immer so viele Möglichkeiten braucht, um mal ein Tor zu schießen. Aber ich hoffe sehr, dass er das da vorne hinkriegt. Und ich gönne dem Thomas Müller endlich, dass er ein, zwei Tore schießt, damit der Knoten platzt.
domradio.de: Was ist Ihr Tipp für heute Abend?
Schwester Katharina: Mein Tipp ist 3:1 für Deutschland.
domradio.de: Und es gibt auch einen Song, den Sie besonders in EM-Zeiten sehr wichtig finden: "You´ll Never Walk Alone" von Garry and the Pacemakers. Warum dieser Song?
Schwester Katharina: Ja, zum einen gibt es ganz viele Mannschaften in allen möglichen Weltligen, die den Song als Hymne haben. Da ist ist Liverpool zu nennen, aber auch Dortmund. Und irgendwann hab ich mir mal angeguckt, woher dieses Lied eigentlich stammt. Das ist ja aus einem Musical aus der Mitte der 40er-Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Und da gibt es eine ganz interessante Textpassage:
"Wenn Du durch Regen läufst, halte den Kopf hoch, fürchte Dich nicht vor dem Dunkeln. Wenn der Regen vorbei ist, erstrahlt der Himmel. Geh weiter durch Wind und Regen, auch wenn Du getreten wirst und gestoßen wirst, geh weiter mit der Hoffnung."
Das ist ein wunderbarer Text. Und ich hab eine richtig schöne Karte gesehen: Da war ein Fußballfeld drauf und da stand der Text: "You´ll never walk alone." - "Dein Gott". Da hab ich gedacht: Wunderbar, Du gehst niemals alleine, sagt mir unser Gott zu. Das ist natürlich ein wunderbares Wort für den Sonntag.
domradio.de: Und für heute Abend! Daran können wir uns festhalten.
Das Interview führte Verena Tröster.