Mitarbeiter beobachteten "verstärkte Fluchtbewegungen" in der Region, erklärte der Programmdirektor der Hilfsorganisation, Sid Peruvemba, am Montag in Köln. Das deute auf eine baldige Offensive zur Befreiung der Stadt Mossul aus den Händen der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) hin. Um die Menschen zu unterstützen, bauten die Malteser die medizinische Nothilfe für Flüchtlinge aus.
"Viele der Binnenvertriebenen in den besetzten Gebieten haben jahrelang keine Ärzte besuchen können. Das Trinkwasser ist verunreinigt, Kinder wurden nicht geimpft, und die Hygienezustände sind katastrophal. Es fehlt vor allem an sauberem Trinkwasser und an medizinischer Grundversorgung", so Lisa Hilleke, die für Malteser International in Erbil arbeitet.
3,4 Millionen verließen Zuhause
Wegen zu erwartender Kampfhandlungen rechne die Regierung der kurdischen Autonomieregion mit bis zu 500.000 weiteren Flüchtlingen, die Zuflucht im Norden des Iraks suchen würden, heißt es. Inzwischen hätten im Irak rund 3,4 Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen, mehr als die Hälfte lebe als Flüchtlinge in Kurdistan. Dort habe sich die Bevölkerungszahl in den vergangenen zwei Jahren fast verdoppelt. Insbesondere das Gesundheitssystem sei damit "völlig überlastet".
Am Wochenende hatte der Apostolische Nuntius im Irak Investitionen in Waffen statt für humanitäre Hilfe kritisiert. Es werde viel Geld für Waffen ausgegeben, aber nicht in gleicher Weise Geld "für konkrete Personen und die Bedürfnisse der Menschen" in die Hand genommen, sagte Alberto Ortega Martin dem Sender Radio Vatikan.
Worst Case: einer Million weiterer Hilfesuchender
Die Vereinten Nationen hätten sich zwar für Hilfen im Land engagiert, aber nur die Hälfte des versprochenen Geldes sei angekommen, so der Nuntius. Er erinnerte an die schwierige Lage des Irak angesichts der Millionen Vertriebenen und der Wirtschaftskrise.
Die Zahl der Vertriebenen werde sich aufgrund der Angriffe auf Mossul im Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) wohl noch erhöhen; im schlimmsten Fall rechne man mit einer Million weiterer Hilfesuchender innerhalb kürzester Zeit. "Dies ist eine beispiellose Notsituation in der jüngeren Geschichte des Landes und wird eine sehr große Herausforderung für uns sein", so der Vatikanbotschafter.