Kolumbiens Präsident spendet Nobelpreisgeld an Opfer

"Zur Wiedergutmachung"

Der kolumbische Präsident Juan Manuel Santos will seinen Friedensnobelpreis den Opfern des Konflikts in seinem Land spenden. Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Staat und Paramilitärs beherrscht seit den 60er Jahren das Land.

Juan Manuel Santos in Bojayá / © Cesár Carrión / Presidency Of (dpa)
Juan Manuel Santos in Bojayá / © Cesár Carrión / Presidency Of ( dpa )

"Meine Familie und ich haben beschlossen, das Geld den Opfern zur Wiedergutmachung zu überreichen", erklärte Santos am Sonntag (Ortszeit) bei einem Gedenkgottesdienst in der Kleinstadt Bojayá. Dort waren vor 14 Jahren 79 Menschen bei einer Explosion ums Leben gekommen, die Farc-Guerilleros während Gefechten auslösten.

Santos erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis, der mit umgerechnet rund 830.000 Euro dotiert ist. Das Geld soll laut Santos über Hilfsorganisationen direkt den Betroffenen zugutekommen. "Ich werde nicht eine Sekunde ruhen, sondern mich für ein umfassenderes Abkommen einsetzen, um einen stabilen und dauerhaften Frieden zu erreichen", erklärte der Präsident, der in zähen Friedensverhandlungen mit der Farc in diesem Jahr den Durchbruch vermelden konnte. Eine knappe Mehrheit der Kolumbianer lehnte Anfang Oktober den Friedensvertrag in einem Referendum jedoch überraschend ab.

Unterschiede bei der Zustimmung in der Bevölkerung

Die Verfechter des Neins, allen voran der rechtskonservative Ex-Präsident Álvaro Uribe, fordern Nachverhandlungen und weniger Entgegenkommen gegenüber den Guerilleros. In Bojayá stimmten über 90 Prozent der Bevölkerung für die Annahme des Friedensvertrags. In den vom Krieg besonders stark betroffenen Gebieten lag die Zustimmung meist höher als in den städtischen Zentren.

Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Staat und rechtsextremen Paramilitärs in Kolumbien hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Rund 340.000 Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben. Mit der zweitgrößten Guerillagruppe ELN führt die Regierung Sondierungsgespräche.

 


Quelle:
epd