Neuer Aachener Bischof ins Amt eingeführt

Dieser wendet sich gegen Mutlosigkeit

Stopp mit "Kirchen-Bashing" - rief der neue Aachener Bischof Helmut Dieser in seiner ersten Predigt am Samstag die Gläubigen in seinem Bistum auf. Nicht mutlos meckern, sondern machen, forderte er.

Einführung von Aachens neuem Bischof Helmut Dieser / © Henning Kaiser (dpa)
Einführung von Aachens neuem Bischof Helmut Dieser / © Henning Kaiser ( dpa )

"Lasst uns gemeinsam Kirche sein, nicht elitär oder verschroben, sondern füreinander, für unsere heutige Welt, für Gott", rief Bischof Helmut Dieser anlässlich seiner Amtseinführung den Gläubigen im Aachener Dom, in den Übertragungskirchen St. Foillan und St. Jakob und den Fernsehzuschauern zu und ermutigte damit ausdrücklich zu Synodalität und Miteinander.

Helmut Dieser ist mit seiner Ernennung vom 23. September 2016 der siebte Bischof von Aachen. Nach rund neunmonatiger Sedisvakanz folgt er auf Dr. Heinrich Mussinghoff, der am 8. Dezember 2015 nach 21 Jahren Dienst als Bischof von Aachen emeritiert wurde.

Selbst ist der Christ

"Wer etwas anfängt, will es auch zu Ende bringen", resümierte der neue Bischof von Aachen in seiner Predigt und hinterfragte zugleich diese Erfahrungsweisheit mit Blick auf die Kirche: "Wer nun meint, die Kirche wäre fertig oder müsste es doch bitte endlich sein, wird bitter enttäuscht", so Dieser. Als siebter Bischof von Aachen habe er genauso viel zu tun, wie jeder einzelne seiner Vorgänger. "Jede Generation muss neu entdecken, was dran ist, damit die Kirche lebendig ist." Wer sie hingegen besserwisserisch vor sich hertreibe, verweigere den eigenen Anteil daran, dass sie besser werde: 

"Hören wir auf mutlos zu klagen, dass die Kirche heute Verluste, Defizite oder Rückschläge erleidet! Beteiligen wir uns nicht auch noch selber am Kirchen-bashing! Und jagen wir uns nicht lieblos gegenseitig voreinander her mit dauernden Forderungen nach dem, was sein müsste, aber noch nicht ist", forderte Bischof Dieser. "Also kein Masterplan, kein Hauruck, wir sind besser als die vor uns, und erst recht keine Panik, als ob wir die Kirche retten müssten, sondern: Herr, sag uns, was dran ist, zeig es uns, wenn wir beten, wenn wir miteinander reden und planen, wenn wir Kritik üben und Entscheidungen treffen. Hilf uns, zu wissen, wir sind gemeinsam auf dem Weg, noch nicht fertig, aber in der Einheit des Glaubens der Kirche, in der Vielfalt der Gaben und Aufgaben und Verantwortungen."

Dieser bekennt sich als Europäer

Bischof Dieser beleuchtete in seiner Predigt ebenso die Situation in Europa. Auch hier zeige sich, dass noch längst nicht "alles fertig" ist. Nach dem anfänglichen Gefühl, dass alles unter "Dach und Fach" ist, habe sich Ernüchterung eingestellt: "Es gibt viel zu viele Stimmen, die sagen: Der Traum ist geplatzt, es geht wieder rückwärts", warnte Dieser.

"Als neuer Bischof der Europastadt Aachen möchte ich sagen: Es geht weiter. Die Generationen vor uns haben etwas Großartiges begonnen, an uns ist es, daran weiter zu bauen", betonte er.

Nuntius Eterović: "Ziel ist Einheit im Glauben"

Zu den Zelebranten zählten unter anderem der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, dessen Weihbischof Dieser war, und der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović. Er händigte Bischof Dieser die Ernennungsurkunde von Papst Franziskus aus und übermittelte die Grüße des Heiligen Vaters.

"Verehrte Exzellenz, ich wünsche Ihnen, dass sie mit der Gnade des Heiligen Geistes das Ihnen anvertraute Volk Gottes der Aachener Ortskirche zu dem Ziel führen können, das der Völkerapostel im Brief an die Epheser aufzeigt: 'So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen'", gratulierte der Nuntius dem neuen Bischof von Aachen. 

Rainer Maria Kardinal Woelki führt Dieser zur Kathedra

Eingeführt in das Amt des Bischofs von Aachen wurde Dr. Helmut Dieser vom Metropoliten der Kölner Kirchenprovinz, Rainer Maria Kardinal Woelki. Äußeres Zeichen hierfür ist das Hinführen zur Kathedra, dem Sitz des Bischofs. Indem der neue Bischof auf der Kathedra Platz nimmt, übernimmt er sinnbildlich Besitz von seinem Bistum. Zudem überreichte Woelki dem neuen Hirten von Aachen den Bischofsstab – jenen Stab, den Bischof Dieser schon als Weihbischof in Trier getragen hat.

In seinem Grußwort wies der Erzbischof von Köln darauf hin, dass die Bischöfe die Nachfolger der Apostel seien: "Die erste und wichtigste Aufgabe der Apostel damals und ihrer Nachfolger der Bischöfe heute ist es, die frohmachende Botschaft Jesu Christi zu verkünden (…) und Zeuge der Auferstehung Christi zu sein", sagte der Metropolit. Er wünschte dem neuen Bischof von Aachen, dass er "ein Leben lang diesen Dienst im unerschütterlichen Vertrauen auf den Herrn erfüllen kann und er so für das Bistum Aachen – für Glaubende und Nicht-Glaubende – zum Segen werden möge."

Kardinal Marx: Großes Erbe fortführen

Aachen dürfe sich auf den neuen Bischof freuen, hob der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, in seinem Grußwort hervor. "Wer Helmut Dieser kennt, wird schnell von seiner verbindlichen und fröhlichen Art beeindruckt sein. Den neuen Bischof kenne ich gut, in meiner Zeit als Bischof von Trier war Helmut Dieser ein engagierter Pfarrer und Seelsorger, der gut zuhören konnte. Mit seinen seelsorglichen Erfahrungen, der Verantwortung als Weihbischof im Bistum Trier und dem theologischen Arbeiten und Denken bringt Bischof Dieser die besten Voraussetzungen für die neue Aufgabe mit."

Bischof Helmut Dieser sei ein ruhiger und besonnener Mensch, ein Seelsorger, der durch seinen fünfjährigen Dienst als Weihbischof in Trier bestens auf die neue Aufgabe als Bischof von Aachen vorbereitet sei. "Das Bistum Aachen steht, wie die ganze Kirche in Deutschland, vor vielfältigen Herausforderungen", so Marx. "Seelsorgeeinheiten, personale Fragen, Gottesdienstbesucher, das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen sind nur einige Punkte, um die es in Zukunft gehen wird. Ich bin dankbar, dass das Bistum Aachen sich in den vergangenen Jahren intensiv und erfolgreich auf den Dialogprozess der Kirche in Deutschland eingelassen hat, um sich den Fragen von Seelsorgern und Gläubigen zu stellen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Dies sei nicht zuletzt auch das Verdienst des emeritierten Bischofs von Aachen, Heinrich Mussinghoff, gewesen.

"Karl der Große hätte sich gefreut, einen Bischof von der Mosel jetzt zu Hause im Hohen Dom zu Aachen zu wissen. Lieber Bischof Helmut, Du trittst ein großes Erbe Deiner Vorgänger an. Und ich bin mir sicher, Du wirst es gut weiterführen. Lass Dich von Deinem Wahlspruch, auf den Frieden und die Liebe Gottes zu vertrauen, stützen. Lass Dich von den Gläubigen und Priestern Deines neuen Bistums begleiten", riet ihm der Kardinal.

Zahlreiche Gäste gratulierten dem neuen Bischof

Rund 1.000 geladene Gäste – Vertreter von Kirche, Ökumene, Politik, Gesellschaft und Medien – nahmen an dem Pontifikalamt zur Amtseinführung von Bischof Helmut Dieser im Hohen Dom zu Aachen teil.

Neben zahlreichen Diözesan- und Weihbischöfen aus Deutschland, der Euregio und Kolumbien, dem Partnerland des Bistums Aachen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Pastoral- und Gemeindereferenten war auch ein Querschnitt der Gläubigen aus Bistum Aachen, sowie Gäste aus dem Bistum Trier geladen. Darüber hinaus wurde der Gottesdienst live vom Westdeutschen Rundfunk sowie in die Aachener Kirchen St. Foillan und St. Jakob übertragen.

Musikalische Gestaltung

Während des Pontifikalamtes wurde auch die Aachener Bischofsfanfare uraufgeführt. Diese ist eine Auftragskomposition des Aachener Domkapitels und ist eigens für den Einführungsgottesdienst von Bischof Helmut Dieser geschrieben worden. Komponist der Fanfare ist der Trompeter Alexander Reuber, der in Essen studiert hat und dort zurzeit auch lebt. 

Die Aachener Bischofsfanfare ist von der Komposition her dreiteilig angelegt. Zu Beginn und am Ende wechseln sich Trompeten, Hörner und Posaunen gegenseitig ab, der Mittelteil ist ruhig in der Art eines Chorals angelegt. Die Fanfare dauert dreieinhalb Minuten.

Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt von dem Aachener Domchor, dem Mädchenchor am Aachener Dom und dem Bläserensemble des Aachener Domorchesters, zusammen mit Domkantor Marco Fühner und Domorganist Prof. Michael Hoppe. Die musikalische Leitung hatte der Domkapellmeister Berthold Botzet.


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