International müssten jedoch Menschenrechte stärker in den Mittelpunkt rücken.
Katholische Nachrichten-Agentur (KNA): Frau Schroeder, wie beurteilen Sie den Verlauf der Konferenz - auch vor dem Hintergrund, dass es lange so schien, als würde die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks ohne Klimaschutzplan nach Marokko reisen?
Kathrin Schroeder (Klima-Expertin bei Misereor): Ganz ehrlich: Deutschland hat auf internationalem Parkett Punkte sammeln können, weil es als eines der ersten Länder überhaupt einen Klimaschutzplan öffentlich gemacht hat. Natürlich sehen auch wir Nachbesserungsbedarf. Aber zunächst einmal ist es wichtig, dass überhaupt eine Debatte in Gang kommt, etwa über das Wie beim notwendigen Ausstieg aus der Kohle. Und da kann Ministerin Hendricks durchaus stolz sein, als Vertreterin der Bundesregierung einen wichtigen Diskussionsbeitrag geleistet zu haben.
KNA: Welche konkreten Ergebnisse hat das Treffen in Marrakesch gebracht?
Schroeder: Da bin ich zurückhaltend. Allenthalben war festzustellen, dass die Dynamik seit Paris viele überrascht hat. Inzwischen haben 110 Länder den im vergangenen Jahr in Frankreich ausgehandelten Klimaschutzvertrag ratifiziert. Es kommen auch in diesen Tagen immer neue Staaten hinzu. Damit hätte niemand gerechnet.
KNA: Lag das vielleicht auch an der Angst vor einem möglichen US-Präsidenten Donald Trump?
Schroeder: Zweifellos. Auch wenn jetzt noch niemand vorhersehen kann, wie Trump tatsächlich als Präsident der USA agieren wird, ist aber inzwischen klar: Das Bekenntnis zum Klimaschutz, ein grundlegender Wandel in der Klimapolitik ist unumkehrbar. Dass die USA aus dem Vertrag aussteigen, wie Trump noch im Wahlkampf ankündigte, halte ich vor diesem Hintergrund für sehr unwahrscheinlich.
KNA: Welche Rolle werden künftig die Menschenrechte beim Kampf gegen den Klimawandel spielen?
Schroeder: Das Bewusstsein dafür ist da, aber es fehlen noch die Mechanismen, um diesen Punkt innerhalb der Klimaschutzpolitik der einzelnen Staaten zu verankern. Es darf beispielsweise nicht sein, dass verwundbare Bevölkerungsgruppen, also vor allem Indigene, durch Maßnahmen gegen den Klimawandel noch einmal benachteiligt werden. Ich gehe davon aus, dass auf diese Fragen auf einem der beiden nächsten UN-Gipfeltreffen Antworten gefunden werden.
KNA: Trotzdem: Fällt die Bilanz nicht ein wenig mager aus nach zwei Wochen Verhandlungen?
Schroeder: Es geht langsam voran. Aber es geht voran. Zum Beispiel bei der Klimafinanzierung.
KNA: Ab 2020 wollen die Industrieländer die ärmeren Staaten mit 100 Milliarden US-Dollar jährlich bei der Anpassung an den Klimawandel und dessen Folgen unterstützen...
Schroeder: Deutschland hat dafür in Marrakesch weitere 50 Millionen Euro zugesichert. Das ist ein wichtiges Signal. Denn die ärmeren Länder brauchen in finanzieller Hinsicht eine gewisse Planbarkeit. Und dafür müssen Fonds wie der zur Klimafinanzierung auf eine solide Basis gestellt werden.