epd: Das Textilbündnis soll für gerechte Bedingungen in der gesamten Lieferkette sorgen. Was wurde bisher erreicht?
Gerd Müller (Bundesentwicklungsminister): Wir haben ein breites Bündnis mit nunmehr knapp 200 Mitgliedern, das ist ein großer Erfolg. Im Bündnis werden mehr als die Hälfte des Umsatzes des Textil- und Bekleidungseinzelhandels in Deutschland erwirtschaftet. Nach zwei Jahren des Aufbaus wird jetzt intensiv an der Umsetzung gearbeitet: existenzsichernde Löhne, Gesundheits- und Arbeitsschutz, Umweltschutz und der Ausschluss giftiger Chemikalien.
Mit der Arbeit am Textilbündnis hat auch ein Umdenken in der Branche stattgefunden. Und wir, die Kunden, bekommen immer mehr Möglichkeiten, faire Kleidung einzukaufen. Jeder trägt Verantwortung auf seiner Haut.
epd: Kritikern geht das nicht weit genug. Sie bemängeln, dass sich die Unternehmen ihre Ziele selbst setzen dürfen - und damit fehlende Verpflichtungen und ein Weichspülen der Standards. Geht nicht mehr?
Müller: Wir müssen schnell Fortschritte erzielen, denn die Näherinnen in der Textilfabrik brauchen jetzt Verbesserungen am Arbeitsplatz. Gesetzliche Regeln sind da das eine. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit einer verbindlichen, selbstverpflichtenden Arbeit im Textilbündnis schneller ans Ziel kommen. Alle Mitglieder müssen bis Ende Januar - also schon in wenigen Wochen - Farbe bekennen. Wo stehe ich? Wie weit bin ich in Sachen Sozialstandards? Diese und viele andere Fragen wird sich jedes Mitglied stellen und ehrgeizige und realistische Ziele definieren, wo man am Ende nächsten Jahres stehen will. Das wird unabhängig geprüft.
Es wird über die Fortschritte berichtet und das auch gegenüber der Öffentlichkeit. Es wird auch Sanktionen geben für diejenigen, die hinter den selbst gesteckten Zielen zurückbleiben. Auch international wollen wir wachsen. Wenn wir diese Ziele erreichen, führt für niemanden in der Industrie der Weg an unserem Bündnis vorbei.
epd: Sie haben einen in Kleidungsstücke eingenähten "grünen Knopf" angekündigt, an der man Ware ohne Ausbeutung erkennen kann. Was ist daraus geworden?
Müller: Alle im Bündnis wissen, dass ich dies für die beste und einfachste Möglichkeit halte, Transparenz herzustellen. Aus dem Bündnis gibt es einen ganzen Strauß anderer Vorschläge. Ich bin mir sicher, dass wir uns auf eine gute Lösung einigen werden. Bis dahin geben wir schon jetzt die Möglichkeit, sich ein Bild über bestehende Gütesiegel zu machen: auf www.siegelklarheit.de.
Das Gespräch führte Silvia Vogt.