Aus der Region Niederrhein hat er sich verabschiedet. Zu seiner neuen Wirkungsstätte im Offizialatsbezirks Oldenburg hat er längst engen Kontakt aufgenommen. Der Umzug nach Vechta ist auch so gut wie gelaufen. Nun wird Weihbischof Wilfried Theising am Samstag mit einem feierlichen Gottesdienst als neuer Vechtaer Offizial eingeführt. Und will dort "richtig loslegen", wie er angekündigt hat.
Zwar falle ihm der Abschied von Xanten und besonders vom dortigen Dom nicht leicht, schreibt der 54-Jährige in einem Beitrag für die neueste Ausgabe der Bistumszeitung "Kirche+Leben". Dennoch gehe er "mit großer Freude und Gelassenheit" an seine neue Aufgabe. Und dass er sich freue auf das Oldenburger Land, hat er schon am Tag seiner Ernennung im Oktober gesagt. Wie bei allen seinen Wechseln im bisherigen Priesterleben stütze er sich auf den Psalm 16, in dem es heißt: "Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. Ja, mein Erbe gefällt mir gut."
Rund 265.000 Katholiken
Die größte unter den neuen Aufgaben für Theising dürfte die Verwaltungsarbeit sein, die ihm - dem zwölften Offizial und dritten Weihbischof in Vechta - künftig zukommt. Die Region zwischen Nordsee und Dammer Bergen mit ihren rund 265.000 Katholiken ist zwar Teil des Bistums Münster, genießt aber verwaltungstechnisch weitgehende Unabhängigkeit. Manche sehen den Vechtaer Offizial gar als kleinen Diözesanbischof. Dass er trotzdem genügend Zeit für die Seelsorge und den Kontakt mit den Menschen vor Ort findet, ist ein inniger Wunsch Theisings. Denn an der Seite der Menschen zu stehen, bedeutet für ihn, ein guter Priester zu sein.
Das beinhaltet auch die politische Dimension. Kirche müsse immer die Stimme erheben, wo immer Missstände herrschen, so der künftige Offizial. Beispiel Fleischindustrie. Die miesen Bedingungen für die Leiharbeiter dort hatte bislang Vizeoffizial Peter Kossen lautstark angeprangert. Für den Prälaten, der inzwischen nach Lengerich gewechselt ist, soll es keinen Nachfolger geben. Aber Theising ruft auch die Katholische Arbeiternehmer-Bewegung (KAB) nebst Gewerkschaften auf, die Situation bei diesem Thema im Auge zu behalten.
Theising kennt Sorgen auf dem Land
Die Nöte der Landwirte sind dem Weihbischof, der am 20. September 1962 in einer Bauernfamilie in Wettringen (Kreis Steinfurt) geboren wurde, ebenfalls nicht fremd. Mit Blick auf die Flüchtlinge wendet sich Theising entschieden gegen Forderungen nach einer Obergrenze für Asylsuchende. Zugleich baut er auf hohes Engagement der Gläubigen in der Hilfe für die vor Krieg und Elend geflohenen Menschen.
Auch für die seelsorglichen und theologischen Aufgaben gibt Theising Perspektiven vor. So findet der Neue in Vechta eine vielfältig geprägte kirchliche Region vor - von der Diaspora im Norden bis zum stark katholisch geprägten Süden. In der Ökumene sei in den vergangenen Jahren im Offizialat viel geleistet worden, lobt er. "Es ist mir ein Herzensanliegen, dass wir das weiterführen." Im Zusammenhang mit den Gemeindestrukturen spricht er von behutsamem Vorgehen und schließt weitere Fusionen erst einmal aus.
Plattdeutsch kann den Draht zu den Gläubigen vereinfachen
Und Theising gilt als Förderer der Wallfahrt. Als für den Niederrhein zuständiger Weihbischof hat er den Marienwallfahrtsort Kevelaer lieben gelernt. Mit Bethen gibt es an seiner neuen Wirkungsstätte einen noch wesentlich älteren Ort der Marienverehrung, wenn auch die Wallfahrer hierher nicht ganz so zahlreich wie am Niederrhein sind.
In dem ländlich geprägten Raum dürfte es von Vorteil sein, dass Theising - wie sein Amtsvorgänger Heinrich Timmerevers - ein besonderes Talent beherrscht und mit dem Plattdeutschen vertraut ist. Zwar spricht er die münsterländische Variante. "Aber dat schull woll uk im Ollnborgischen helpen", ist der Geistliche überzeugt.