Hilfswerk unterstützt Arbeiter in Lateinamerika

Adveniat: "Faire Arbeit. Würde. Helfen."

"Jeder Mensch hat ein Recht auf ein würdevolles Leben," sagt Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer von Adveniat auf der Bilanzpressekonferenz des Hilfswerks. Pater Heinz zur Chancenungleichheit in Lateinamerika im domradio.de-Interview.

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz, Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck und der Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerkes, Stephan Jentgens / © Achim Pohl (Adveniat)
Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz, Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck und der Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerkes, Stephan Jentgens / © Achim Pohl ( Adveniat )

domradio.de: Die allgemeine Lage in Südamerika lässt sich als düster und negativ charakterisieren. Gibt es denn auch irgendwelche Hoffnungsschimmer?

Pater Michael Heinz (Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerikahilfswerk Adveniat): Es gibt sehr viele Hoffnungsschimmer, insbesondere viele gute Projekte, die wir im letzten Jahr mit der Hilfe von vielen Menschen in Deutschland unterstützen konnten. Insgesamt wurden nämlich über 2500 Projekte, hinter denen viele tausende von Menschen stehen, mit rund 40 Millionen Euro gefördert.

domradio.de: Wenn man so die verschiedenen Länder überblickt, gibt es durchaus einige Krisenherde. Wo brennt es denn da am dringendsten?

Heinz: Momentan in Venezuela, wo wir den Menschen konkret mit Lebensmitteln und Medikamenten helfen müssen. Zudem sind wir auch in Peru gefordert, wo die Überschwemmungen großen Schaden angerichtet haben. Einen weiteren Krisenherd bildet Kolumbien, sowohl wegen den Überschwemmungen in Mocoa, aber auch, weil der Frieden in Kolumbien derzeit auf wackeligen Beinen steht. Hier versuchen wir über die Versöhnungskommission der katholischen Kirche in Kolumbien auch unseren Beitrag zu leisten.

domradio.de: Ich glaub die Rolle, die die Kirche da spielt, ist nicht zu verachten. Auch in den anderen Ländern Südamerikas kann man sagen, dass die Kirche eine gesellschaftliche Größe ist, die sich für den Frieden einsetzt. Wie wichtig ist denn das kirchliche Engagement vor Ort?

Heinz: Das ist auf jeden Fall sehr wichtig, da viele Menschen in den Ländern inzwischen das Vertrauen in die Regierungen durch die immer wieder aufkommenden Korruptionsskandale, verloren haben. Beispielsweise in Brasilien, wo der Skandal um die große Firma Odebrecht, die Arbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen beschäftigt hat, auch andere Länder und Regierungen mitreißt. Hier agiert die Kirche als verlässlicher Partner für die Menschen. Deswegen wollen wir auch der Kirche und den Menschen dort jegliche Hilfe zukommen lassen.

domradio.de: Wenn wir auf den amerikanischen Kontinent gucken, dann geht es im Moment nicht ohne über die USA und deren neuen Präsidenten Donald Trump zu sprechen. Er betreibt eine Abschottungspolitik und spricht beinahe täglich über den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko und damit zu Lateinamerika. Welche Auswirkungen hat das denn auf die ganzen südlichen Nachbarn?

Heinz: Der Bau einer Mauer wäre eine Katastrophe. Trump würde praktisch Lateinamerika wieder zum Hinterhof der USA degradieren. Er versucht auch durch den möglichen Grenzzaun die Chancenungleichheit innerhalb der Länder zu verstärken. Ich bin der Meinung, dass wir da ein gutes Beispiel von einem Politiker haben, der wirklich nur an seine Interessen und vielleicht noch an eine kleine Gruppe von Menschen denkt, die um Ihn herum sind. Aber er berücksichtigt nicht die Armen, die die Hilfe der Regierung bräuchten.

domradio.de: Sie haben heute auf ihrer Bilanzpressekonferenz zurückgeblickt. Wir wollen an dieser Stelle noch kurz nach vorne blicken. Die neue Aktion von Adveniat, wofür dann dieses Jahr gesammelt wird, heißt "Faire Arbeit. Würde. Helfen". Hier soll dann tatsächlich jeder Einzelne in den Mittelpunkt gestellt werden. Was genau machen Sie da? 

Heinz: Das Motto: "Faire Arbeit. Würde. Helfen".  Es geht uns vor allem um die Würde und um eine Arbeit, wo der Mensch auch das verdient, was ihm zugesteht, um damit auch seine Familie zu ernähren. Wir denken an dieser Stelle besonders an Menschen, die noch in sklavenähnlichen Zuständen in Brasilien oder auch in Bolivien, wo ich selbst die letzten 10 Jahre gearbeitet habe, leben. Die Menschen dort werden wirklich ausgebeutet. Zudem denken wir auch an die Menschen, deren soziale und finanzielle Situation sich in den letzten Jahren verbessert hat. Durch die Wirtschaftsrezession wird jetzt wieder alles zurückgedreht. Dadurch entstehen beispielsweise in Brasilien Generalstreiks. Die Menschen gehen zum Glück auf die Straße und die Kirche unterstützt sie auch dabei, damit sie für ihre Rechte kämpfen. Dies wollen wir in den Blickpunkt der diesjährigen Weihnachtsaktion rücken und bitten daher auch die Menschen in Deutschland um ihre solidarische Hilfe.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Pater Michael Josef Heinz / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Pater Michael Josef Heinz / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
DR