Kardinal Kasper zu Reformationsjahr und Ökumene

"Worten müssen Taten folgen"

Der frühere vatikanische "Ökumeneminister", Kardinal Walter Kasper, hat die Kirchen zu einer stärkeren Annäherung aufgerufen. "Das Reformationsjahr darf nicht nur bei schönen Worten und Gesten bleiben", forderte Kasper.

Kardinal Walter Kasper / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Walter Kasper / © Paul Haring ( KNA )

Er äußerte sich an diesem Mittwoch in Wittenberg. Es müsse "mit einer verbindlichen Entscheidung zum weiteren Weg enden".

Als eine mögliche "praktische Folge" der bereits erreichten Nähe nannte Kasper die Zulassung von Ehepartnern unterschiedlicher Konfession zu Abendmahl und Eucharistie. Der Kardinal äußerte sich in einem Vortrag zum Auftakt der Themenwoche Ökumene bei der Weltausstellung Reformation in der Lutherstadt. Das Gedenkjahr an den Beginn der Reformation 1517 endet am 31. Oktober.

"Für alle akzeptable Form der Kirchengemeinschaft"

Kasper bezeichnete es als Ziel der Ökumene, "eine für alle akzeptable Form der Kirchengemeinschaft zu finden". Er kritisierte zugleich, dass die Kirchen die Fortschritte nicht aufgenommen hätten, die ihre Dialoggremien in den vergangenen Jahren erreicht hätten. Wichtige Fragen, die die Kirchen getrennt hätten, seien "unter Theologen längst gelöst". Es sei wichtig, dass die Kirchen die erlangte Übereinstimmung "in einer weithin säkularisierten Welt" stärker deutlich machten.

Der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart hob die Bedeutung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre hervor, die Katholiken und Lutheraner 1999 unterzeichneten. Das Konsensdokument habe es möglich gemacht, dass die Kirchen das Gedenken an 500 Jahre Reformation nun als "Christusfest" gemeinsam feiern könnten. Kasper räumte ein, dass es weiterhin unterschiedliche Positionen etwa zu den Sakramenten, zum Kirchenverständnis und zur Stellung des Papstes gebe. Aber auch dazu lägen bereits Dialogdokumente vor und sei eine weitere "Aufarbeitung" im Gange.

Rolle von Papst Franziskus

Kasper betonte die Rolle von Papst Franziskus in der Ökumene. Es sei auch ihm zu verdanken, dass es in den Pfingstkirchen "wachsendes Interesse" an der Ökumene gebe. Der Kardinal nannte auch das Papstschreiben "Amoris laetitia" von 2016, in dem Franziskus die Gewissensfreiheit hervorgehoben habe. Dies könne zu einem "ökumenischen Brückenbau" beitragen.

Kasper bemängelte jedoch wachsende Unterschiede der Kirchen in ethischen Fragen wie der Bewertung von Abtreibung, Euthanasie sowie Ehe und Familie. "Da geben sie in der Öffentlichkeit ein denkbar schlechtes Bild ab", so der Kardinal. Er leitete den Päpstlichen Einheitsrat von 2001 bis 2010.

 

Quelle:
KNA