Eichstätter Bischof Hanke verteidigt umstrittene Diakonenweihe

"Wir weihen keine Heiligen"

An diesen Samstag soll im Bistum Eichstätt ein Mann zum Diakon geweiht werden, um den es in der Vergangenheit wegen Rassismus-Vorwürfen Irritationen gegeben hat. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke verteidigt diese Entscheidung.

Diakone mit gefalteten Händen / © Lukas Barth (KNA)
Diakone mit gefalteten Händen / © Lukas Barth ( KNA )

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat die für Samstag geplante Diakonenweihe eines umstrittenen Kandidaten als Akt der Barmherzigkeit verteidigt. "Veränderung braucht Barmherzigkeit und erlebte Barmherzigkeit verändert am meisten", sagte er am Mittwoch in Eichstätt. Der Bischof hatte zu einer Pressekonferenz geladen, da es in den vergangenen Tagen Kritik an der Weihe des Aspiranten gegeben hatte. Dieser hatte 2013 im Zusammenhang mit einer Debatte um Rassismus- und Antisemitismus-Vorwürfe das Würzburger Priesterseminar verlassen müssen. Unter anderem soll er mindestens drei KZ-Witze erzählt haben.

Inzwischen sei der Mann nicht mehr derselbe, ergänzte Hanke. Er habe das Geschehen psychotherapeutisch aufgearbeitet und sich mit einschlägigen Themen wie Flucht auseinandergesetzt. "Er hat sich distanziert, er will kein Antisemit, kein Neonazi sein. Er hat bereut, was er zu verantworten hat." Hanke weiter: "Wir weihen keine Heiligen, sondern Menschen, die durch das Sakrament in ihrem Menschsein wachsen, reifen und sich weiter entwickeln sollen." Er wolle keinen Menschen aufgeben, so der Bischof. "Das ist ein anstrengender Weg, aber unsere Aufgabe als Kirche."

Viele positive Gutachten

Viele positive Zeugnisse und Gutachten über den Kandidaten hätten ihn zu seiner Entscheidung bewogen, fügte Hanke hinzu. Diese kämen von Menschen, mit denen der Kandidat in der vergangenen Zeit zu tun gehabt habe. Das Gutachten der externen Kommission, die die Vorfälle von 2013 im Würzburger Priesterseminar untersucht hatte, habe er nicht gelesen, erklärte Hanke. Es sei aus Datenschutzgründen nicht zugänglich.

Zu persönlichen Äußerungen des Mannes wollte der Bischof nichts sagen. Der Schwabacher Pfarrer Alois Ehrl, der den Aspiranten zwei Jahre betreut hat, ergänzte, wenn der Kandidat auf seine Vergangenheit angesprochen würde, sei er fähig, darauf zu antworten. Er habe keinesfalls den Eindruck, der Aspirant habe "Kreide gefressen", er sei glaubwürdig.

Angelegenheit von Eichstätt 

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hatte dies in Zweifel gezogen. Hanke sagte, er habe bisher zu Schuster keinen Kontakt gehabt, wolle sich aber darum bemühen. "Antisemitismus und rechtsradikales Gedankengut haben in der katholischen Kirche nichts zu suchen", so Hanke. Zudem habe er mit seinen Bischofskollegen aus Würzburg und Bamberg - aus diesem Erzbistum stammt der Kandidat - vereinbart, dass die Angelegenheit allein Sache Eichstätts sei.

Zentralrats-Präsident Schuster sagte als Reaktion auf Hankes Stellungnahme, seine "tiefen Zweifel an der Eignung des jungen Mannes für das Priesteramt bleiben bestehen". Gerade auf die Fragen, ob der Mann Reue gezeigt hätte, habe Hanke nur sehr zögerlich reagiert. "Die damaligen Gutachter hatten dem Seminaristen eine höchst bedenkliche Grundhaltung, nicht einen Ausrutscher aufgrund von jugendlichem Leichtsinn attestiert", erläuterte Schuster. Vor einer so weitreichenden Entscheidung hätten sie erneut hinzugezogen werden müssen. Dass die Kirche ihn als Seelsorger einsetze und ihm einen Persilschein ausstelle, sei inakzeptabel und belaste das Verhältnis zur katholischen Kirche.

WG mit Flüchtlingen 

Auf seine Weihe zum Diakon, der auch die Weihe zum Priester folgen soll, bereitete Domkapitular Alois Ehrl den Anwärter in Schwabach vor. Ihm gegenüber habe er in zwei Jahren "keinerlei antisemitische Äußerungen" getätigt, sagte Ehrl. Der Mann habe in einer Wohngemeinschaft mit einem syrischen Flüchtling gelebt und sich aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen gezeigt. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass er Kreide geschluckt hat, um eine andere Gesinnung zu verschleiern", erklärte Ehrl.

Nach der Weihe bleibe der Diakon vorerst in der Pfarrei in Eichstätt. Man werde bald weitere Aufgaben für ihn finden, möglicherweise auch in Zusammenhang mit der Betreuung Geflüchteter, sagte Hanke. Trotzdem stehe er auch nach der Weihe weiter unter Beobachtung.

In Entscheidung nicht eingebunden gewesen

Der Vorsitzende des Untersuchungsgremiums, Norbert Baumann, erklärte auf Anfrage, die Kommission sei in die jetzige Entscheidung in Eichstätt nicht eingebunden gewesen. Er könne sie "aufgrund der mir bekannten öffentlichen Erklärungen" auch nicht nachvollziehen. Die Kommission habe damals nicht nur Fehlverhalten, sondern eine Fehleinstellung festgestellt. Für einen grundlegenden Einstellungswandel des Kandidaten sehe er bisher keine Belege, so Baumann.

Der ehemalige Richter erinnerte daran, es habe sich damals um inakzeptable und unerträgliche KZ-Witze gehandelt, "womit die fabrikmäßige Ermordung unzähliger jüdischer Kinder, Frauen und Männer im Dritten Reich zum Gegenstand von Spott und Hohn gemacht wurde". Zudem beantworteten Versöhnung und das Gewähren einer zweiten Chance allein noch nicht die Frage, ob ein Mensch, dem verziehen wurde, zum Diakon oder Priesteramt geeignet sei.


Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt / © Harald Oppitz (KNA)
Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA , epd