Vatikan fordert erneut Verhandlungen in Venezuela

"Auf Stimme des Volkes hören"

Venezuela kommt nicht zur Ruhe. Eine Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht. Angesichts der andauernden Krise in dem südamerikanischen Land hat der Vatikan erneut ernsthafte und ehrliche Verhandlungen der Konfliktparteien gefordert.

Krise in Venezuela / © Juan Carlos Hernandez (dpa)
Krise in Venezuela / © Juan Carlos Hernandez ( dpa )

Das von Präsident Nicolas Maduro angestrebte Verfassungsreferendum könne die Situation verkomplizieren und die demokratische Zukunft des Landes gefährden, sagte Vatikandiplomat Erzbischof Bernardito Auza laut Radio Vatikan (Mittwoch) auf der Konferenz der Versammlung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) im mexikanischen Cancun.

Vatikan für freie und transparente Wahlen

Auza erinnerte an die Mahnung des Heiligen Stuhls, die Regierung in Caracas und die politischen Kräfte sollten auf die Stimme des Volkes hören und das Gemeinwohl verteidigen. Er verwies auch auf ein Schreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vom Dezember, in dem dieser freie und transparente Wahlen und die Zulassung humanitärer Hilfe verlangt.

Papst Franziskus trifft Bischöfe aus Venezuela / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus trifft Bischöfe aus Venezuela / © Osservatore Romano ( KNA )

Bei der Versammlung der OAS war eine Resolution zu Venezuela trotz einer Mehrheit von 20 Stimmen gescheitert. Der eingebrachte Entwurf enthielt die Aufforderung an die sozialistische Regierung in Caracas, die Einberufung der umstrittenen verfassunggebenden Versammlung zu überdenken.

Für die Annahme einer entsprechenden Erklärung wären mindestens 23 Stimmen notwendig gewesen. Neben drei kleinen Karibikstaaten stellten sich auch Nicaragua und Bolivien dagegen. Ausschlaggebend war die Enthaltung von insgesamt acht Staaten, darunter Ecuador, Haiti, der Dominikanischen Republik und El Salvador. Ein weiterer eingebrachter Entwurf der Karibikinsel San Vicente, der weniger kritisch gegenüber Venezuela gehalten war, erreichte nur acht Stimmen.

Gewalttätige Auseinandersetzungen

Seit Wochen kommt es in Venezuela zu Protesten gegen die Regierung Maduro und Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Rund 75 Menschen kamen dabei seit Anfang April ums Leben, 3.100 wurden laut der Menschenrechtsorganisation "Foro Penal" verhaftet.

Maduro hatte vergangene Woche einen Brief an Papst Franziskus gerichtet, in dem er laut der staatlichen venezolanischen Nachrichtenagentur AVN die Proteste als Gewaltakte von "Mächten der Dunkelheit" bezeichnet. Eine Minderheit schüre den Hass, um das Land international zu isolieren und eine Intervention der USA zu provozieren. Maduro bat den Papst um Vermittlung für einen "Frieden ohne Fallen".

Venezuela - Lage und Hintergrund

In Venezuela wächst die Angst vor einem Bürgerkrieg. Bei Massendemonstrationen gegen die sozialistische Regierung von Präsident Nicolas Maduro sind in den vergangenen Tagen mehrere Menschen getötet worden. Die Polizei setzt Tränengas ein, um die Oppositionsanhänger auseinanderzutreiben. Das Militär wurde in Alarmbereitschaft versetzt, 500 000 Milizen sollen mit Gewehren ausgerüstet werden. Zudem wurde der sogenannte "Plan Zamora" aktiviert, der den Sicherheitskräften Sondervollmachten bei der Bekämpfung "feindlicher Kräfte" verleiht.

Kirche in der neuen Diözese Petare in Caracas, Venezuela / © Erik Gonzalez (shutterstock)
Kirche in der neuen Diözese Petare in Caracas, Venezuela / © Erik Gonzalez ( shutterstock )
Quelle:
KNA