Papst sichert Venezolanern seine Unterstützung zu

Keine Vermittlerrolle

Das Treffen der venezolanischen Bischöfe mit Papst Franziskus am Donnerstag war mit Spannung erwartet worden. Nun sickern erste Ergebnisse durch. Demnach möchte der Papst Volk und Kirche weiter unterstützen, aber ohne Vermittlerrolle.

Papst Franziskus trifft Bischöfe aus Venezuela / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus trifft Bischöfe aus Venezuela / © Osservatore Romano ( KNA )

Papst Franziskus ist nach den Worten der venezolanischen Bischöfe "bewegt von der Situation" in ihrem Land. Das Kirchenoberhaupt habe dem Volk und der Kirche in Venezuela seine Unterstützung zugesichert, sagte der Vorsitzende der nationalen Bischofskonferenz, Erzbischof Diego Padron, nach einer Begegnung mit Franziskus.

"Volk will das Wort Dialog nicht hören"

Zugleich erklärte er laut dem lateinamerikanischen Pressedienst Aciprensa am Donnerstagabend, nach dem Scheitern der Dialogbemühungen in den vergangenen Monaten hätten die Bischöfe den Vatikan nicht um einen weiteren Vermittlungsversuch gebeten. "Das Volk will das Wort Dialog nicht hören", so Padron wörtlich. Venezuela stecke in einer "humanitären Krise", sagte der Erzbischof.

Er verwies auf einen Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten sowie die hohe Arbeitslosigkeit. Der politischen Führung unter Präsident Nicolas Maduro warf er vor, den Willen des Volkes nicht zu respektieren; die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung sei ein Zeichen für einen Übergang von einer demokratischen Regierung zu einer offenen Diktatur, so der Vorsitzende der Bischöfe.

Padron war mit dem Präsidium der Bischofskonferenz und den beiden Kardinälen Venezuelas in den Vatikan gereist, um dem Papst die Lage in ihrem Land darzulegen. Unter anderem übergaben sie ihm eine Dokumentation über die rund 70 Demonstranten, die bei Kundgebungen gegen die Regierung seit Anfang April ums Leben kamen. Padron sprach von einer "außergewöhnlichen und alarmierenden Situation". Die Repressionen würden "jeden Tag brutaler".

Keine Kluft zwischen Venezuelas Kirche und Papst

Padron wies die Darstellung der Regierung zurück, es gebe eine Kluft zwischen Venezuelas Kirche und dem Papst. Die Bischofskonferenz habe "die volle Unterstützung" von Franziskus und dem Heiligen Stuhl. Die Kirche werde Ziel von Angriffen der Regierung, weil sie eine "sehr ernstzunehmende Institution" sei und sich nicht kompromittieren lasse.

Die Kirche sei nicht nur mit der Opposition im Gespräch, sondern auch mit Vertretern der Regierung; dies allerdings nur "sehr diskret", da dies die betreffenden Politiker in Schwierigkeiten bringen könnte, so Padron. Er äußerte ferner die Erwartung, Papst Franziskus werde sich bei seiner Reise nach Kolumbien im September auch zu Venezuela äußern.

Bischöfe: Papst soll nicht weiter in Venezuela vermitteln

Venezuelas Bischöfe haben sich gegen weitere Vermittlungen des Vatikans in der politischen Krise des Landes ausgesprochen. Nach dem Scheitern der bisherigen Bemühungen seien die Bedingungen für Gespräche mit der Regierung nicht gegeben, sagte der der Vorsitzende der venezolanischen Bischofkonferenz, Erzbischof Diego Padrón, laut Berichten von Radio Vatikan vom Freitag. Am Vortag war Padrón mit weiteren Bischöfen seines Landes zu einem Krisengespräch mit Papst Franziskus zusammengetroffen. 

Venezuela befindet sich seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Proteste der Opposition werden brutal unterdrückt, mindestens 65 Menschen wurden bereits getötet. Die Regierung Venezuelas fühlte sich durch den Kontakt mit dem Vatikan legitimiert. Kritikern zufolge sei sie während der Verhandlungen noch weniger auf Oppositions-Forderungen eingegangen. 

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte, wichtig sei jetzt vor allem die humanitäre Hilfe. Auch die von Präsident Nicolás Maduro vorangetriebene Verfassungsreform berge Gefahren. Er könne damit demokratische Rechte außer Kraft setzen.

Venezuela - Lage und Hintergrund

In Venezuela wächst die Angst vor einem Bürgerkrieg. Bei Massendemonstrationen gegen die sozialistische Regierung von Präsident Nicolas Maduro sind in den vergangenen Tagen mehrere Menschen getötet worden. Die Polizei setzt Tränengas ein, um die Oppositionsanhänger auseinanderzutreiben. Das Militär wurde in Alarmbereitschaft versetzt, 500 000 Milizen sollen mit Gewehren ausgerüstet werden. Zudem wurde der sogenannte "Plan Zamora" aktiviert, der den Sicherheitskräften Sondervollmachten bei der Bekämpfung "feindlicher Kräfte" verleiht.

Kirche in der neuen Diözese Petare in Caracas, Venezuela / © Erik Gonzalez (shutterstock)
Kirche in der neuen Diözese Petare in Caracas, Venezuela / © Erik Gonzalez ( shutterstock )
Quelle:
epd , KNA