"Diese Nation hat großes Potenzial, ihren Söhnen und Töchtern eine große Zukunft zu bieten", erklärte der Erzbischof von Rangun am Montag per E-Mail. "Und doch leben derzeit Millionen in Armut, Millionen und Millionen begeben sich in eine unsichere Migration und werden in moderne Formen der Sklaverei gezwungen." Hinzu kämen "Konflikte und Vertreibungen" in Teilen des mehrheitlich buddhistischen Myanmar, schreibt Bo.
Apell an die Regierung
Die "schreckliche Verfolgung" der muslimischen Rohingya nannte der Kardinal eine "fürchterliche Narbe auf dem Gewissen meines Landes". Darüber hinaus appellierte er an die Regierung Myanmars, eine unabhängige internationale Untersuchung der Vorwürfe von Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen gegen die Rohingya in Rakhine und im Bürgerkriegsgebiet von Kachin und Teilen des Shan-Staates im Norden des Landes zuzulassen.
Bo betonte aber auch positive Entwicklungen. "Myanmar wandelt sich, aber nicht so schnell, wie es sich die internationale Gemeinschaft und die Menschenrechtsgruppen wünschen." Zu Friedenskonferenzen säßen alle Beteiligten im Dialog zusammen; interreligiöse Versammlungen gewönnen an Kraft und stellten "die extremistischen Elemente ins Abseits". Solche Schritte seien nicht perfekt, aber sie machten Mut. Kardinal Bo schloss seine Erklärung mit den Worten: "Frieden ist möglich - Frieden ist der einzige Weg."
Erbitterten Bürgerkrieg - hunderttausende Zivilisten auf der Flucht
Weite Teile Myanmars werden von militärischen Konflikten beherrscht. In Rakhine im Westen des Landes geht die Armee gewaltsam gegen die muslimischen Rohingya vor. Der antimuslimische Konflikt wird angeheizt von extremistischen buddhistischen Mönchen. In Kachin und im nördlichen Shan-Staat liefern sich Armee und ethnische Milizen einen erbitterten Bürgerkrieg. Hunderttausende Zivilisten sind auf der Flucht.