Papst verurteilt Selbstmordattentäter scharf

"Keine Märtyrer"

Papst Franziskus hat sich gegen eine religiöse Glorifizierung von Selbstmordattentätern gewandt. "Die Vorstellung, dass Selbstmordattentäter als Märtyrer bezeichnet werden können, ist anwidernd für Christen", sagte der Papst.

Nachdenklicher Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Nachdenklicher Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino ( dpa )

"Sie sind keine Märtyrer, es gibt nichts an ihrem Ende, das sie in die Nähe des Verhaltens der Kinder Gottes rücken könnte", ergänzte er am Mittwoch in seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz.

Zugleich betonte Franziskus, dass das Martyrium nicht das höchste Ideal des Christentums sei. Dies sei vielmehr die Nächstenliebe.

Aufmunterung zur Unangepasstheit

Weiter hat Papst Franziskus zu Unangepasstheit ermuntert. "Christ sein heißt gegen den Strom schwimmen", sagte er zu den Gläubigen auf dem Petersplatz. Eine solche Haltung resultiere nicht aus einem "polemischen Geist", sondern "aus der Treue zur Logik des Gottesreiches, die eine Logik der Hoffnung ist, und sich in einem Lebensstil zeigt, der auf Jesu Geboten gründet", so der Papst. Dazu gehöre zuallererst die Armut. In der heutigen Welt herrschten Egoismus und Ungerechtigkeit vor. Wer Christus nachfolge, müsse sich jedoch in die "entgegengesetzte Richtung" bewegen.

Franziskus betonte, dass die Verfolgung zur Mission des Christen gehöre. Die Märtyrer, die für das Evangelium in den Tod gingen, gäben mit ihrem Vorbild Hoffnung und die Gewissheit, "dass uns nichts und niemand von der Liebe Gottes scheiden kann". Der Papst verwies darauf, dass bereits im Evangelium geschildert werde, wie die Verkündigung des Gottesreiches auf Widerstand und Feindschaft stoße.

Papst kritisiert Benachteiligung von Frauen

Schließlich kritisierte der Papst eine andauernde Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt. Sie seien dort "immer noch zweite Klasse", sagte er vor Vertretern des italienischen Gewerkschaftsbundes (CISL) im Vatikan. An seine Zuhörer gewandt fuhr er fort: "Ihr könnt sagen: 'Aber nein, da gibt es doch diese Unternehmerin oder jene'. Ja, aber Frauen verdienen weniger und sind leichter auszubeuten. Tut etwas dagegen!"

Zugleich ermahnte Franziskus Gewerkschaften dazu, sich mehr für junge Leute, Migranten und Arme einzusetzen, denen der Zugang zu einer menschenwürdigen Arbeit verwehrt bleibe. Gewerkschaften müssten als Fürsprecher für Benachteiligte und Ausgeschlossene auftreten, so der Papst. Hierbei dürften sich die Gewerkschaften nicht nur auf Arbeitnehmer und Rentner konzentrieren.

Mit Blick auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien wandte er sich gegen eine Erhöhung des Rentenalters. Eine Gesellschaft, in der Alte "zu lange" arbeiteten und "eine ganze Generation junger Leute" nicht in den Arbeitsmarkt komme, sei "töricht und kurzsichtig". Firmen, die auf den Beitrag junger Arbeitnehmer verzichteten, fehlten "Energie" und "Begeisterung", "Innovation" und "Lebenslust".


Quelle:
KNA
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