Statistisch gibt es immer weniger kirchliche Hochzeiten

Bis dass der Tod uns scheidet?

Laut Statistik heiratet nur knapp jeder Vierte kirchlich. Die Gründe dafür sind vielschichtig, erklärt die Theologin und Therapeutin Heidi Ruster im Interview. Manche Paare scheuen wohl auch einfach mögliche Komplikationen.

Eine kirchliche Hochzeit nahe Trier  / ©  Harald Oppitz (KNA)
Eine kirchliche Hochzeit nahe Trier / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Zahlen der kirchlichen Trauungen sind seit Jahren rückläufig. Woran liegt das?

Heidi Ruster (Therapeutin und Theologin bei der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Köln): Zunächst kann man feststellen, dass die Bedeutung der kirchlichen Trauung abgenommen hat. Gesellschaftlich ist die zivile Trauung genauso akzeptiert und man fragt gar nicht mehr danach, ob jemand kirchlich verheiratet ist. Das war früher anders: Da galt man erst dann als richtig verheiratet, wenn man vor dem Traualtar gestanden hat. 

Heidi Ruster / © Anja Sabel / Kirchenbote Osnabrück
Heidi Ruster / © Anja Sabel / Kirchenbote Osnabrück

Das hat sich geändert und das liegt auch daran, dass heute immer mehr konfessionsverschiedene Paare heiraten. Die müssten im Vorfeld entscheiden, wo man heiraten möchte. Ohne eine kirchliche Trauung geht man potenziellen Konflikten aus dem Weg.

DOMRADIO.DE: Diejenigen, die kirchlich heiraten, sagen oft, dass sie diesen Bund gerade vor Gott schließen wollen. Ist genau das gar nicht mehr wichtig?

Ruster: Das glaube ich nicht. Ich denke schon, dass die meisten immer noch einen Bund vor Gott eingehen möchten oder zumindest auch Gottes Segen für ihren Bund haben möchten. In der Kirche zu heiraten, ist aber etwas Besonderes geworden, vor dem man mehr Respekt hat.

Außerdem wissen viele auch gar nicht mehr genau, was die kirchliche Eheschließung bedeutet. "Können wir wirklich bis zum Tod die Unauflöslichkeit beschwören? Die Kirche ist da sehr streng. Wir glauben zwar, aber ob das wirklich katholisch ist und ob wir wissen, was ein Sakrament ist?“, das sind so Fragen, die viele haben. Bevor man sich also darauf einlässt und es kompliziert wird, lässt man es einfach. 

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt der finanzielle Aspekt?

Ruster: Die kirchliche Hochzeit ist oft die teurere Hochzeit. Ein Paar muss lange sparen, um ihren romantischen Erwartungen zu entsprechen. Denn das weiße Kleid kann auch bei der zivilen Hochzeit getragen werden, ist da aber oft kleiner. Der Rahmen in der Kirche ist viel teurer: Da braucht es Blumenschmuck, eine einheitliche Kleidung der Trauzeugen - das ist alles mit viel Aufwand verbunden. 

DOMRADIO.DE: Inwiefern wird all das in der Beratung bei Ihnen thematisiert?

Ruster: Bei mir geht es oft um das Thema Treue, die ja eine besondere Bedeutung im kirchlichen Trauversprechen hat. Wenn dann etwa durch einen Seitensprung eine Ehe zu zerbrechen droht, wird darüber auch geweint: "Du wolltest mich nicht kirchlich heiraten und mir die Treue versprechen, hattest Du immer schon Vorbehalte?“ 

Aber auch andersherum spielt das eine Rolle: Wenn Paare es immer wieder miteinander versuchen, obwohl schon viel passiert ist, sagen beide: "Wir haben uns die Treue einmal versprochen. Wir gehen durch dick und dünn, in kranken und gesunden Tagen, in schlechten und guten. Deswegen möchten wir es noch einmal versuchen." Für viele Partner ist das Trauversprechen ein echter Motor, auch engagiert in der Eheberatung mitzuarbeiten.

Das Interview führte Martin Mölder.

Unauflöslichkeit der Ehe

Der Ehebund zwischen Mann und Frau ist aus katholischer Sicht ein Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen. Deshalb betrachtet die Kirche die Ehe als unauflöslich. Handelt es sich um eine Ehe unter Getauften (auch nichtkatholischen), so hat die Ehe zugleich den Charakter eines Sakraments, also gewissermaßen einer heiligen Verbindung. Eine gültig geschlossene und geschlechtlich vollzogene Ehe zwischen Getauften kann nach dem katholischen Kirchenrecht "durch keine menschliche Gewalt und aus keinem Grunde, außer durch den Tod, aufgelöst werden".

Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)
Quelle:
DR
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