Erzbischof in Bangladesch: Mehr Druck auf Myanmar ausüben

Die humanitäre Krise

Seit Jahrhunderten leben sie als ethnische Minderheit im Nordwesten Myanmars. Man dürfe ihre Existenz nicht mehr leugnen, meint der katholische Erzbischof Moses Costa, und spricht sich für mehr "diplomatischen Druck" auf den Nachbarstaat Myanmar aus.

Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingyas / © Mushfiq Alam (dpa)
Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingyas / © Mushfiq Alam ( dpa )

Man dürfe nicht die Existenz der Rohingya leugnen, die als ethnische Minderheit seit Jahrhunderten in der Region Rakhine im Nordwesten Myanmars lebten, sagte Costa der Zeitung "Dakha Tribune". Bangladesch müsse auf politischem Weg darauf hinarbeiten, die "humanitäre Krise" zu beenden.

Zu Angriffen der islamistischen Terrorgruppe Jamaat-ul-Mujahideen auf religiöse Minderheiten in der jüngeren Vergangenheit sagte der Erzbischof, dies sei ein Anlass zur Sorge. Einige Bischöfe hätten in den vergangenen Jahren Todesdrohungen erhalten. Es gebe Warnungen von Sicherheitsbehörden.

"Einheit in Verschiedenheit"

Zugleich wies Costa Befürchtungen zurück, Bangladesch könne sich in einen theokratischen islamistischen Staat verwandeln. In der vielsprachigen, multireligiösen und aus unterschiedlichen Ethnien zusammengesetzten Bevölkerung werde der Fanatismus nicht dauerhaft Fuß fassen. Die Bürger sollten an das Motto "Einheit in Verschiedenheit" glauben, so der Erzbischof.

Nach Aussage Costas wird Papst Franziskus bei seinem Besuch in Bangladesch Ende November an einem interreligiösen Treffen in Dhaka teilnehmen. Dieses sei am 1. Dezember am Sitz des Erzbischofs in der Hauptstadt geplant. Weiter seien an diesem Tag eine Messe und eine Begegnung mit Jugendlichen geplant.

Papstbesuch

Am ersten Besuchstag, dem 30. November, begibt sich Franziskus laut Costa zum Nationaldenkmal Jatiyo Sriti Shoudho, das an den Unabhängigkeitskrieg des Landes von 1971 erinnert. Am gleichen Tag werde der Papst von Staatspräsident Abdul Hamid empfangen. Im Mittelpunkt des letzten Besuchstags am 2. Dezember stehe eine Begegnung mit Klerikern und Ordensleuten in der Kirche vom Heiligen Rosenkranz im Zentrum Dhakas.

Papst Franziskus besucht vom 30. November bis 2. Dezember Bangladesch. Zuvor reist er vom 27. bis 30. November ins benachbarte Myanmar.

Schnelle Eskalation

Die Vertreibung der Rohingya aus Myanmar ist UN-Angaben zufolge eine der am schnellsten eskalierenden Flüchtlingskrisen der vergangenen Jahre weltweit. Unter den Geflohenen litten die Kinder am schlimmsten unter den katastrophalen humanitären Bedingungen im Nachbarland Bangladesch, betonte eine Sprecherin des Kinderhilfswerks Unicef am Freitag in Genf. Rund 240.000 der bis zu 400.000 Flüchtlinge in Bangladesch seien Mädchen und Jungen unter 18 Jahren.

Etwa 36.000 der Kinder hätten noch nicht das erste Lebensjahr erreicht, sagte Unicef-Sprecherin Marixie Mercado. Die Kinder in den überfüllten Lagern und behelfsmäßigen Unterkünften seien besonders durch Krankheiten und mögliche Epidemien gefährdet. Zudem bräuchten die Kinder dringend regelmäßige Nahrung und viele Mädchen und Jungen müssten psychologisch betreut werden, erklärte Unicef, dessen Deutschland-Sitz in Köln ist. Die Weltgesundheitsorganisation wird am Samstag laut einem Sprecher eine Impfkampagne gegen Masern starten.

UNO-Flüchtlingshilfe

Auch die UNO-Flüchtlingshilfe beklagte, die beiden vom UNHCR eingerichteten Flüchtlingslager in Bangladesch seien "hoffnungslos überfüllt". Weitere Unterkünfte und freie Flächen würden unbedingt gebraucht. Zurzeit versorge das UNHCR, deren deutscher Partner die UNO-Flüchtlingshilfe ist, rund 120.000 Menschen über eine Luftbrücke.

"Zusätzliche Unterstützung ist dringend erforderlich", sagte der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroht-Bauer in Bonn.

 


Quelle:
KNA , epd