Kölner Flüchtlingsboot steht jetzt in Bonn

Ein Stück Holz mit Geschichte

Einst rettendes Schiff, dann Altar und nun Denkmal: Das Kölner Flüchtlingsboot hat die letzte Station seiner Erzbistums-Tour erreicht: Es ist zu Gast in Sankt Elisabeth in Bonn. Dort erwartet man viel von dem Stück Holz.

Ein Flüchtlingsboot aus Malta in der Nordturmhalle im Kölner Dom, am 31. Mai 2016. (KNA)
Ein Flüchtlingsboot aus Malta in der Nordturmhalle im Kölner Dom, am 31. Mai 2016. / ( KNA )

domradio.de: Wo genau in der Kirche steht das Boot denn?

Konstanze Nolte (Pfarrverband Bonn-Süd):  Das Boot steht vorne am Hauptaltar, damit man es gleich sieht, wenn man in die Kirche kommt. Es steht mit dem Kiel voran in Richtung Hauptaltar und es ist eingebettet in eine wunderschöne Ausstellung, die extra für das Boot gemacht wurde. Damit aber auch Menschen den Weg in die Kirche finden, die sonst eine katholische Kirche eher nicht betreten würden, bauen wir gerade auf dem Vorplatz eine Installation auf, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema Schöpfung und Klimawandel befasst. 

domradio.de: Warum war es Ihnen so wichtig, dass das Boot zu Ihnen in die  Gemeinde kommt?

Nolte: Mir war es so wichtig, weil die ganze Flüchtlingssituation unser aller Leben verändert hat. Schon seit August 2015 machen wir - katholisch wie evangelisch und auch über Pfarrverbandsgrenzen hinweg - tolle Arbeit mit vielen Ehrenamtlichen. Mich hat es überrascht und gefreut zu sehen, wie viele Menschen sich plötzlich aktivieren lassen und mitmachen. Ich habe damals schon gespürt, dass uns dieses Thema verändert; nicht nur im Guten - denn es gibt auch Konfrontationen. Aber es verändert uns nachhaltig. Als dann feststand, dass das Boot auf Reise geht, habe ich gesagt, dass es zu uns kommen muss, damit wir uns noch einmal aktiv mit dem Thema beschäftigen können. Zufälligerweise kam es genau eine Woche vor Beginn der Weltklimakonferenz zu uns. Darum haben wir auch den Fokus des Themas geändert auf: "Klimawandel - Fluchtursache der Zukunft." Ich glaube nämlich, dass das, was bisher war, erst der Beginn gewesen ist.

domradio.de: Wie seht das konkret aus: Gibt es ein Programm für die Gemeinde?

Nolte: Am Wochenende haben wir schon mit dem Thema Afrika angefangen, denn das ist der Kontinent, von dem bedingt durch den Klimawandel noch viele Menschen in Zukunft zu uns kommen werden. Wir in Europa sind daran nicht ganz unschuldig, also müssen wir uns dem Thema stellen. Für die nächsten drei Wochen ist viel geplant: Wir haben Konzerte, Vorträge, Lesungen, einen Science-Slam zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung, einen Mitbring-Brunch, eine lebende Bibliothek - ein Projekt zusammen mit der Caritas, bei dem Besucher mit "lebenden Büchern" ins Gespräch kommen können. Wir haben außerdem eine Ausstellung, die sich mit der Geschichte und anderen Aspekten von Flucht auseinandersetzt. Es gibt Workshops für Kindergartenkinder und Ehrenamtliche: Es ist für jeden was dabei.

domradio.de: Was passiert nach den drei Wochen?

Nolte: Das Boot bleibt ja leider nur eine knappe Woche bei uns und wird dann von Kardinal Woelki offiziell verabschiedet und dem Haus der Geschichte übergeben. Ich hoffe, dass es für unsere Gemeinde und andere Gemeinden ein Kick-Off sein wird, damit wir sagen: "Schöpfung ist ein Thema, dem wir uns stellen müssen. Flucht hat damit zu tun und leider ist die Enzyklika von Franziskus im Trubel des Sommers damals untergegangen." Darum wollen wir uns eben jetzt intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und es wäre schön, wenn das ausstrahlt und sich auch andere Gemeinden und immer mehr Menschen mit dem Themenkomplex "Schöpfung, Nachhaltigkeit und Umgang mit Schöpfung" befassen.

Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.


Quelle:
DR