Die Betroffenen warteten immer noch auf den Wiederaufbau ihrer Dörfer und angemessene Entschädigungen, teilte Misereor an diesem Donnerstag in Aachen mit.
Vergifteter Schlamm freigesetzt
Das Unglück ereignete sich am 5. November 2015 nahe der Stadt Mariana im Bundesstaat Minas Gerais. Beim Dammbruch von Bento Rodrigues, einer der bislang schlimmsten Umweltkatastrophen in Brasilien, wurden mehr als 30 Millionen Kubikmeter mit Schwermetallen wie Blei und Quecksilber vergifteter Schlamm freigesetzt. Bei dem Unglück starben 19 Menschen, 349 Familien wurden obdachlos. Über den Rio Doce und weitere Flüsse gelangten die Giftstoffe an die rund 680 Kilometer entfernte Atlantikküste. Die Anlage gehört zum Bergbaukonzern Samarco.
Laut Angaben von Misereor-Partnerorganisationen führten die großflächigen Verschmutzungen unter anderem zu einem Wassermangel, von dem 3,5 Millionen Menschen betroffen sind. Vertreter der Organisationen vergleichen die Situation mit den Verwüstungen nach einem Reaktorunglück. "Das ist unser Fukushima", so Filipe Fernandes vom Zentrum für agrarökologische Landwirtschaft CAT.
Samarco dagegen bestreitet den Angaben zufolge einen direkten Zusammenhang zwischen den Schadstoffwerten in den Flüssen und der Schlammlawine. Die kritische Phase nach dem Unglück sei vorbei.
Umstrittene Stiftung
Umstritten ist auch die von dem Konzern ins Leben gerufene Stiftung Renova. Nach Ansicht von Misereor-Länderreferentin Regina Reinart wird die Stiftung den Anliegen der Unfallopfer nicht gerecht: "Das Absurde ist, dass die Schuldigen selbst eine Analyse ihres Verbrechens erstellen und Entschädigungssummen anbieten. Die Betroffenen werden nicht gehört."
Unterdessen warnt Wellington Azevedo vom "Permanenten Forum zur Verteidigung des Flusses Rio Doce" vor neuen Katastrophen. Derzeit gebe es sechs Bergwerke, bei denen es um die Sicherheit der Rückhaltebecken schlechter bestellt sei als bei dem Damm von Bento Rodrigues.