Dabei beklagte der aus Argentinien stammende Papst eine Diskreditierung der politischen Organe, eine Krise der Parteien sowie fehlenden Weitblick in nationalen und kontinentalen politischen Debatten. Das von Freitag bis Sonntag dauernde Treffen in der kolumbianischen Hauptstadt, das vom Rat der lateinamerikanischen Bischöfe CELAM und der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika veranstaltet wird, dreht sich um Verantwortung katholischer Laien in der Politik.
Franziskus kritisierte, die Suche nach Übereinkunft in einem offenen und respektvollen Dialog werde häufig durch gegenseitige Anklagen und Demagogie ersetzt. Es brauche einen politischen Generationenwechsel. Zugleich bemängelte der Papst, die Bürger beschuldigten Politiker teils ohne die nötige Differenzierung, dass diese eigene Interessen bedienten oder korrupt seien. Dies sei nicht die richtige Form politischer Beteiligung, so der Papst.
"Im demokratischen Dialog"
Es brauche politische Führer, die ihren Dienst mit Leidenschaft ausübten, Leiden und Hoffnungen der Menschen teilten und das Gemeinwohl privaten Interessen voranstellten, sagte Franziskus. Er verlangte von Politikern, unbeirrt von der Macht der Finanzen und Medien komplexe Probleme mit Kompetenz und Geduld anzugehen. Sie sollten offen dafür sein, "im demokratischen Dialog zu hören und zu lernen" und "die Suche nach Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit und Versöhnung verbinden".
Dabei müssten sie als Leitungsfiguren fähig sein, "weite Teile der Bevölkerung für die großen nationalen und lateinamerikanischen Ziele zu mobilisieren". Er kenne persönlich lateinamerikanische Politiker unterschiedlicher Ausrichtung, die sich diesem Ideal annäherten, sagte der Papst. Ziel seien "reife, partizipative Demokratien, ohne die Geißel der Korruption, ideologischer Kolonisation, autokratischer Anmaßung und billiger Demagogie".