60 Jahre nach Gründung seines Bistums sieht Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck keine Alternative zum Sparkurs. "Wir bewegen uns in einem viel zu großen Kleid", sagte er am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Essen. "Deshalb müssen wir uns von einigen Immobilien und leider auch Kirchen trennen." Zugleich richte die Diözese, die am 1. Januar 1958 aus Teilen der Bistümer Köln, Münster und Paderborn gebildet wurde, ihren Blick nach vorne.
Overbeck verwies darauf, dass das Ruhrbistum bei seiner Gründung rund 1,5 Millionen Mitglieder hatte. Inzwischen sei die Zahl der Katholiken auf knapp 780.000 zusammengeschrumpft. Vor dieser Realität "dürfen wir nicht die Augen verschließen", sagte der Bischof. Bis 2030 blieben die Kirchensteuereinnahmen voraussichtlich fast konstant. Aber wegen Inflation und Kostensteigerungen schwinde die Kaufkraft, sagte Overbeck.
Wut und Ärger über Sparkurs
Die Pfarreien sollen bis 2020 im Schnitt knapp ein Drittel und bis 2030 rund die Hälfte ihrer Ausgaben einsparen. Damit verbunden ist die Frage, welche Kirchen und Gemeindegebäude erhalten oder aufgegeben werden. Bis Jahresende sollen die 43 Pfarreien dem Bischof Vorschläge unterbreiten.
Die Vorgaben werden nach Worten Overbecks unterschiedlich aufgenommen. Die einen trügen die nicht leichten Änderungen mit. "Andere reagieren mit Wut." Der Weg in die Zukunft sei in fünf großen Bistumsforen beraten worden. "Ich muss aber auch akzeptieren, dass einige Menschen von den Zukunftsplanungen nicht überzeugt sind und sich darüber beklagen", sagte der Bischof.
Flucht nach vorn
Die Kirche kann laut Overbeck Überkommenes nicht einfach konservieren. Es brauche gerade auch für die junge Generation neue Ansätze. So komme die Segnung von Neugeborenen sehr gut an. "Darüber bekommen wir Kontakt zu jungen Eltern, die mit der Kirche weniger zu tun haben", so Overbeck. "Das sollte jenen zu denken geben, die sehr klassisch volkskirchlich katholisch denken und fragen, ob die Segnung dem Sakrament der Taufe schadet." Mit Pop-Kantoren versuche das Bistum, einer neuen Musikkultur Raum zu geben.
Das mit der Gründung des Ruhrbistums beabsichtigte Ziel, näher an die mit der Kirche fremdelnden Bergleute und Stahlarbeiter zu kommen, ist nach den Worten Overbecks vielfach gelungen. Zugleich sei aber festzustellen, dass sich in den 60 Jahren das gesellschaftliche Leben enorm gewandelt habe und die Volkskirchlichkeit geschwunden sei. Das gelte aber für jede deutsche Diözese.