So wenig Christen im Bundestag wie 1990 nicht mehr

Statistik zeigt "Rückzug des Glaubens ins Private"

Der Deutsche Bundestag hat am Freitag die offizielle Statistik zur Religionszugehörigkeit der Abgeordneten des 19. Deutschen Bundestags vorgelegt. Das Ergebnis: Noch nie waren so wenige Christen unter den Abgeordneten wie aktuell.

Bundestag / © Michael Kappeler (dpa)
Bundestag / © Michael Kappeler ( dpa )

In der Statistik geht es nicht gleich um Kirchgang oder religiöse Praxis, aber zumindest um das öffentliche Bekenntnis zu einer Religion. Denn dies ist freiwillig. Nur noch gut jeder Zweite (53,9 Prozent) gehört nach eigenen Angaben einer christlichen Kirche an, wie aus der Statistik des Bundestags hervorgeht.

Von den 709 Abgeordneten machen 270 - gut 38 Prozent - keine Angaben zur Religionszugehörigkeit. Das ist der höchste Anteil seit der Wiedervereinigung der Bundesrepublik.

Laut Statistik bekennen sich 192 Abgeordnete (27,1 Prozent) zur katholischen und 185 (26,1) zur evangelischen Kirche. Ferner sind drei Muslime (0,4) und 53 "Konfessionslose" (7,5) im Parlament. Ein Linken-Abgeordneter bezeichnet sich als Atheist. Unter "sonstigen Konfessionen" fasst die Statistik diesmal fünf Abgeordnete zusammen, die alevitisch, orthodox oder altkatholisch sind.

Damit erreicht der prozentuale Anteil der Christen im Parlament den Tiefststand seit 1990. Damals lag er noch bei knapp zwei Drittel, 27 Jahre später bei gut 53 Prozent.

 

 

Der für die Statistik zuständige Chefhistoriker des Bundestags, Michael Feldkamp, betont, dass es sich um freiwillige Angaben handelt: "Wer nichts angibt, kann dennoch einer Religion angehören." Er sieht aber eine Fortsetzung des Trends, "dass sich immer weniger Menschen in Deutschland zu ihrem Glauben bekennen".

Und er weist darauf hin, dass die Konfessionszugehörigkeit der Abgeordneten fast genau jene der Gesamtbevölkerung widerspiegelt - zumindest bei den Katholiken und Protestanten. Kurz: "Eine Säkularisierungstendenz zeigt sich auch hier - zumindest ein Rückzug des Glaubens ins Private", so Feldkamp weiter: "Die Muslime finden hingegen mit drei Abgeordneten noch keine Repräsentanz, die ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht."

Zum Judentum bekennt sich auch diesmal keiner der Volksvertreter. "Bisher hat es nur in den ersten Wahlperioden des Bundestags drei Juden gegeben, die auch während der Nazi-Zeit verfolgt worden waren", so Feldkamp.


Quelle:
KNA