Ökumenische Begegnungen im Dreiländereck

Über die Grenzen hinausgehen

Gemeinsam singen und beten – beim 40. Europäischen Jugendtreffen wollte die Taizé-Gemeinschaft mit jungen Menschen im schweizerischen Basel Grenzen überschreiten.

Autor/in:
Maren Breitling
Kinder mit Frere Alois beim 40. Europäischen Taizé-Jugendtreffen in Basel / © Maren Breitling (KNA)
Kinder mit Frere Alois beim 40. Europäischen Taizé-Jugendtreffen in Basel / © Maren Breitling ( KNA )

Tausende Jugendliche knien oder hocken am Silvesterabend in dämmrigem Licht auf dem kalten Boden der Basler Sankt-Jakob-Arena. Alle schweigen. Auf der Bühne flimmern Hunderte Kerzen neben einem orangefarbenen Kreuz. Davor knien betend die Brüder der Taizé-Gemeinschaft in leuchtend weißen Gewändern.

Zuhören und ins Gespräch kommen

Frere Alois, Prior der Taizé-Bruderschaft, spricht besonnen zu den jungen Menschen. Sie sollten mit den Ärmsten ins Gespräch kommen und ihnen zuhören, Grenzen überschreiten und auf den Schrei der Ärmsten hören. Der Geistliche macht zudem auf aktuelle Herausforderungen aufmerksam: weltweite Flüchtlingsströme und Umweltkatastrophen.

Er appelliert an die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen, mehr für Armutsbekämpfung und Umweltschutz zu tun. Die finanziellen Mittel für notwendige Veränderungen seien vorhanden. "Hört auf den Schrei der Erde. Angesichts von Umweltkatastrophen, insbesondere in den ärmsten Regionen, tragen die westlichen Länder eine historische Verantwortung."

Auch die Konflikte innerhalb Europas sind für Frere Alois ein Thema. "Wir aus Westeuropa müssen auch auf die Länder in Mitteleuropa hören und einen Dialog mit ihnen wachhalten", sagt Frere Alois. Durch persönliche Beziehungen, die sich aus dem Taizé-Treffen in Basel ergäben, könne ein Auseinanderdriften verhindert werden.

Treffen ist eine logistische Herausforderung

Der Gründer der Taizé-Gemeinschaft, Frere Roger, rief Ende der 1970er Jahre den "Pilgerweg des Vertrauens" ins Leben. Diesmal tummeln sich – bei einer weiteren Etappe – nach Veranstalterangaben rund 20.000 Jugendliche zum Jahreswechsel im Dreiländereck. Gemeinsam mit knapp 5.000 Polen, 2.800 Ukrainern und 1.500 Deutschen sind insgesamt 45 Nationen vertreten. Die Teilnehmer unterschiedlicher christlicher Konfessionen sind in grenznahen Gastgemeinden in der Schweiz, Deutschland und Frankreich untergekommen.

Unterkünfte und Verpflegung für die Jugendlichen zu finden, war eine organisatorische Herausforderung: 7 Tonnen Brot, 50.000 Portionen warmes Essen, 13.0000 Äpfel und Mandarinen sowie 50.000 Flaschen Wasser gaben den Angaben zufolge die Freiwilligen in einem großen Zelt neben den Veranstaltungshallen aus.

Beten und auch Feiern

Täglich gab es ein Programm für die Pilger: Sie beteten vormittags in den Gastgemeinden und sprachen in Kleingruppen miteinander. Nachmittags gab es Workshops in Basel. Als Höhepunkt jedes Tages beteten sie gemeinsam mit den Brüdern der Taizé-Gemeinschaft in den großen Hallen. Zum Abschluss des Treffens feierten die Jugendlichen gemeinsam Silvester.

Die 21-jährige Marie Baumann aus Hagen ist das erste Mal bei einem Taizé-Treffen: "Die Atmosphäre ist toll in den Straßen von Basel." Sie habe erwartet, in einer Turnhalle schlafen zu müssen. Jetzt schlafe sie bei einer netten Gastfamilie und könne dadurch das Land erst richtig kennenlernen. Durch die Veranstaltung könne sie Verbindungen auf der Welt knüpfen.

Papst: Vielfalt in den Begegnungen spüren

Papst Franziskus ließ den Teilnehmern im Vorfeld ein Grußwort zukommen. Darin ermutigte er sie zum ökumenischen Miteinander. Der Heilige Geist solle den jungen protestantischen, katholischen und orthodoxen Christen helfen, sich gegenseitig an der Vielfalt ihrer geistlichen Gaben zu erfreuen, so das Kirchenoberhaupt.

Zum Jahreswechsel 2018/2019 soll das Treffen in der spanischen Hauptstadt Madrid stattfinden. Der Erzbischof von Madrid, Kardinal Carlos Osoro Sierra, sagte: "Madrid ist ein Ort der Begegnung, ein Ort der Gemeinschaft und ein Ort, an dem der Glaube in der ganzen Welt verbreitet wird." Er freue sich über die Wahl. Es sei ein Segen, am "Pilgerweg des Vertrauens" in Gott teilzuhaben zu dürfen.

Jugend der Welt in Taizé

Taizé gilt als ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft, die zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt geworden ist. Ihr gehören rund 100 Männer aus etwa 30 verschiedenen Ländern an, die aus evangelischen und der katholischen Kirche stammen. Ziele der Bruderschaft sind eine Aussöhnung zwischen den Konfessionen, eine europäische Verständigung sowie ein einfacher Lebenswandel. Schwerpunkt der Arbeit ist neben der Ökumene die Solidarität mit den Armen und Rechtlosen in aller Welt.


Der ökumenische Männerorden von Taizé lädt jedes Jahr junge Menschen aus aller Welt zu Jugendtreffen am Jahresende ein / © Michael DebetsPacific Press via ZUMA Wire (dpa)
Der ökumenische Männerorden von Taizé lädt jedes Jahr junge Menschen aus aller Welt zu Jugendtreffen am Jahresende ein / © Michael DebetsPacific Press via ZUMA Wire ( dpa )
Quelle:
KNA