Jeder zweite Patient schätzt "Dr. Google"

Diagnose via Internet?

Das Internet ist auch für Patienten ein geschätzter Ratgeber. Die Bertelsmann-Stiftung ruft Ärzte und Patienten dazu auf, beim Arztbesuch auch über die Internet-Ergebnisse zu reden. Wichtig seien auch Konzepte gegen Falschinformationen.

Schnelle Informationen über Google / © Felix Kästle (dpa)
Schnelle Informationen über Google / © Felix Kästle ( dpa )

Jeder zweite Patient, der zu Gesundheitsthemen Rat im Internet sucht, bewertet die gefundenen Informationen positiv. 52 Prozent der Befragten seien "immer zufrieden" oder "meistens zufrieden", 44 Prozent seien "teils, teils zufrieden", erklärte die Bertelsmann Stiftung am Freitag in Gütersloh bei der Vorstellung einer aktuellen Studie. Lediglich zwei Prozent der Befragten seien "selten zufrieden". Niemand sei mit den Suchergebnissen "immer unzufrieden".

Gefühl von Sicherheit

Motive für die Internet-Suche seien, sich über Behandlungsalternativen zu informieren, sich mit anderen auszutauschen und emotionale Unterstützung zu erhalten, erklärte die Bertelsmann Stiftung. Die Recherche im Internet gebe den Patienten ein Gefühl von Sicherheit, Beruhigung oder auch Zerstreuung. Das Internet zähle der Umfrage zufolge nach Gesprächen mit Ärzten und Angehörigen oder Freunden zu den drei am häufigsten herangezogenen Informationsquellen in Gesundheitsfragen, hieß es.

Die Stiftung ruft Patienten dazu auf, beim Arzt über die selbst recherchierten Erkenntnisse zu sprechen. Ärzte und Therapeuten wiederum sollten verlässliche Websites oder Apps empfehlen können, erklärte die Gesundheitsexpertin der Bertelsmann-Stiftung, Marion Grote-Westrick. Bereits 60 Prozent der Ärzte gingen auf die Internet-Informationen von Patienten ein. Allerdings würden nur 40 Prozent der Mediziner auf gute Informationsquellen verweisen. Nur ein Fünftel ermutige ihre Patienten sich selbst zu informieren. Jeder dritte Patient verschweige seinem Arzt den Besuch von "Dr. Google".

Immer erreichbar

"Dr. Google" sei einfach zu kontaktieren, immer erreichbar und habe unbegrenzt Zeit, sagte Brigitte Mohn vom Vorstand der Bertelsmann Stiftung. In vielen reichweitenstarken Portalen könnten die Suchenden Informationen von solider bis sehr guter Qualität finden, wie die Universität Frankfurt am Main im Jahr 2017 für das Magazin Ökotest ermittelt habe.

Allerdings träfen Patienten bei ihrer Suche auch auf Fehlinformationen und vertrauten unseriösen Websites, sagte Mohn weiter. Um Patienten vor gezielten Falschinformationen zu schützen, müsse im Sinne einer Marktwächterfunktion konsequent dagegen vorgegangen werden. Bislang gebe es dafür wenig Konzepte und Verantwortlichkeiten. Deshalb müssten dringend erfolgversprechende Strategien entwickelt werden.

Für die Untersuchung der Bertelsmann Stiftung haben Psychologen 36 Tiefeninterviews geführt. Ergänzt wurde die Studie durch eine repräsentative Bevölkerungsbefragung unter mehr als 1.000 Bürgern.


Quelle:
epd