Missbrauchsopfer machten einen "sehr schweren Prozess" durch, sie seien zutiefst gedemütigt worden. "Für die Kirche ist das eine große Schande. Das zeigt nicht nur unsere Zerbrechlichkeit, sondern auch, sagen wir es frei heraus, unser Level der Scheinheiligkeit", so der Papst.
Das Treffen mit Mitbrüdern aus dem Jesuitenorden war während seiner Peru-Reise im Januar erfolgt; Auszüge des privaten Gesprächs wurden in der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" (Donnerstag) veröffentlicht. Franziskus verurteilte sexuellen Missbrauch in der Kirche erneut scharf. Der Verweis auf Statistiken, laut denen die Missbrauchsrate in anderen Bereichen, etwa in der Familie oder im Sport, weitaus höher seien, schmälere die Schuld der Kirche keinesfalls: "Es ist furchtbar, auch wenn es nur um einen einzigen unserer Brüder ginge."
Treffen mehrmals im Monat
Vatikansprecher Greg Burke bestätigte am Donnerstag, dass Papst Franziskus "mehrmals im Monat" Opfer sexuellen Missbrauchs treffe. Er empfange sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen, höre ihnen zu und versuche dabei zu helfen, "die schweren Wunden zu heilen". Die Begegnungen erfolgen laut Burke "im Respekt vor den Opfern und ihrem Leid" stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Priester seien von Gott gesalbt, um die Menschen, junge wie alte, zu heiligen, nicht um sie zu zerstören, betonte Franziskus. Die Missbrauchsfälle bezeichnete er als "größte Verwüstung" und "Krebsgeschwüre" der Kirche, angesichts derer man sich "tiefstgründig schämen" müsse.
Bei der Papstreise nach Chile und Peru Mitte Januar waren auch Missbrauchsfälle Thema. Kritik gab es für Franziskus' Aussage, es gebe keine "Beweise" dafür, dass der 2015 von ihm zum Bischof von Osorno ernannte Juan Barros Fälle von sexuellem Missbrauch vertuscht habe.
Papst entschuldigte sich für Wortwahl
Wenig später entschuldigte sich der Papst für seine Wortwahl, die die Opfer sexuellen Missbrauchs verletzt habe. Viele Opfer könnten keine Beweise für das Erlittene beibringen oder schämten sich, diese offenzulegen. Statt von "Beweisen" müsse man richtiger von sicheren Indizien sprechen, so Franziskus.
Für Aufsehen sorgten zuletzt Berichte über den Brief eines chilenischen Missbrauchsopfers zu dem Fall, den der Vatikan ignoriert habe. Der Papst beauftragte Ende Januar den Sonderermittler Erzbischof Charles Scicluna mit der Klärung des Falls.