Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Tafeln forderte Merkel auf, sich vor die Tafeln, ihre Arbeit und die ehrenamtlichen Helfer zu stellen. "Wir lassen uns nicht von der Kanzlerin rügen, denn die aktuelle Entwicklung ist eine Konsequenz ihrer Politik", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Freitag.
Politiker waren nicht vor Ort
Brühl monierte, dass Kritiker sich kein Bild von den Umständen vor Ort gemacht hätten. "Kümmert euch um die, die abgehängt sind", forderte er. Politiker müssten sich fragen, welchen Anteil sie an den wachsenden Problemen hätten. Es gebe einen "unfassbaren Niedriglohnsektor", eine unzureichende Grundsicherung und unausgegorene Zuwanderungspolitik: "Die politischen Rahmenbedingungen müssen verbessert werden, das ist nicht die Aufgabe der Tafel. Das ist Aufgabe des Staates."
Die Essener Tafel hatte angekündigt, bis auf weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass als neue Kunden aufzunehmen. Zur Begründung erklärte der Vorstand, der Anteil der Migranten unter den 6.000 Menschen, die regelmäßig Lebensmittel erhielten, sei auf 75 Prozent gestiegen. Ältere Menschen und Alleinerziehender würden auf diese Weise schleichend verdrängt. Die Tafel will den Aufnahmestopp wieder aufheben, wenn das Verhältnis ausgeglichener ist.
Merkel gegen Kategorisierungen
Die Ankündigung hatte Ende vergangener Woche empörte Reaktionen ausgelöst. Unter anderem wandte sich Kanzlerin Merkel in einem Fernseh-Interview gegen "solche Kategorisierungen".
Die rund 930 Tafeln in Deutschland sammeln überschüssige Lebensmittel, die nach den gesetzlichen Bestimmungen noch verwertbar sind, und geben diese an Bedürftige ab. Sie haben sich im Bundesverband Tafel Deutschland auf bestimmte Grundsätze und ein Leitbild verpflichtet.