Julian Mertens wird in der Osternacht im Kölner Dom getauft

"Es fühlt sich richtig an"

Wenn Erwachsene sich taufen lassen, entscheiden sie sich ganz bewusst für den christlichen Glauben. Der 23-jährige Student Julian Mertens empfängt das Sakrament der Taufe in der Osternacht im Kölner Dom. Eine reiflich überlegte Entscheidung.

In der Osternacht wird Julian Mertens im Kölner Dom getauft / © Melanie Trimborn (DR)
In der Osternacht wird Julian Mertens im Kölner Dom getauft / © Melanie Trimborn ( DR )

DOMRADIO.DE: Am Karsamstag um 21.30 Uhr beginnt die Osternacht. Wie bereiten Sie sich als Täufling darauf vor?

Julian Mertens (Student, der in der Osternacht im Kölner Dom getauft wird): Ich bin jetzt Katechumene, also Taufbewerber. Das ist eine sehr, sehr intensive Zeit, die natürlich vor allem dadurch geprägt ist, dass man sich in Gesprächen mit dem Glauben auseinandersetzt, dass man spezielle Themen behandelt, aber auch klassische Themen wie geistliche Zugänge zur Eucharistie, zur Firmung. Dann gibt es noch die Gruppenvorbereitung, die ich alle zwei Wochen hier über die Fides, die katholische Glaubensinformation, mitgemacht habe.

Eine dritte wichtige Komponente sind spezielle Gottesdienste: Zum einen die Feier der Aufnahme in den Katechumenat. Man bekommt die heilige Schrift überreicht, man wird mit Katechumenenöl gesalbt, man wird gesegnet. Dann die Feier der Zulassung zur Taufe, womit es quasi in die nächste Phase geht. Außerdem drei Übergabefeiern, wo man in drei heiligen Messen das Kreuz, das Credo und das Vaterunser überreicht bekommt.  

DOMRADIO.DE: Sie sind 23 Jahre alt, studieren Sozialwissenschaften und BWL. Viele ihrer Altersgenossen leben komplett ohne Glauben. Was hat dazu geführt, dass Sie sich jetzt taufen lassen wollen?

Mertens: Ich komme aus einer sehr katholisch geprägten Familie. Meine Eltern wollten, dass ich im christlichen Glauben erzogen werde, aber konfessionell ungebunden, sodass ich es mir zum gegebenen Zeitpunkt auch selbst aussuchen kann. Das bringt natürlich mit sich, dass man sich auch wirklich sehr, sehr intensiv damit auseinandersetzt.

Es klingt vielleicht kitschig oder romantisch, aber für mich hat gerade die Erwachsenentaufe einen so hohen Stellenwert, als würde ich heiraten. Das ist etwas, das macht man nur einmal im Leben. Und dementsprechend ist es auch keine Entscheidung, die leichtfertig getroffen wird. Vielmehr ist es so, dass ich mich viele, viele Jahre damit auseinandergesetzt habe.

Vor zwei Jahren stand ich schonmal kurz davor. Damals habe ich es nicht gemacht und ich bin auch sicher, dass es damals nicht richtig gewesen wäre. Aber genauso sicher bin ich mir eben jetzt auch, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist. Jetzt fühlt es sich richtig an. 

DOMRADIO.DE: Dass Sie sich überhaupt taufen lassen würden, war das denn immer klar oder gab es da auch mal richtige Zweifelsphasen? 

Mertens: Es ändert sich je nach Alter. Als Jugendlicher hat man natürlich auch andere Dinge im Kopf. Da spielt der Glaube zeitweise nicht die große Rolle. Früher habe ich immer gedacht: Es ist ja gar nicht so schlecht, wenn du konfessionslos bist. Dann kannst du dir von allem die Sachen rauspicken, die du möchtest. Und Christ kannst du ja auch so sein.

Aber der liebe Herrgott hat es nunmal so vorgesehen, dass man Christ qua Taufe wird. Sobald man zu dieser Erkenntnis gelangt, setzt man sich eben schon sehr, sehr intensiv damit auseinander, wo der eigene Weg hingehen soll. Es gab einen Zeitpunkt, an dem ich gesagt habe: "Ja, du möchtest dich taufen lassen. Und jetzt musst du gucken, wie dein Weg aussieht." Ich glaube, dass jeder seinen eigenen Weg hat. Ich habe jetzt meinen Weg gefunden. 

DOMRADIO.DE: Wie ist denn das Verständnis im Freundes- und Bekanntenkreis?

Mertens: Es ist unterschiedlich. Überwiegend bekomme ich positive Rückmeldungen. Einerseits, weil die Leute meine Ansichten teilen aber oft auch, weil sie es einfach toll finden, dass ich meinen ganz persönlichen Weg gefunden habe. Das ist die Mehrheit, erfreulicherweise.

Aber es gibt auch einen kleinen Teil von Leuten, die das sehr kritisch sehen. Das sind dann oftmals gar keine theologischen Hintergründe, sondern eher Hintergründe politischer Art. Insbesondere Leute, die keinen Glauben haben oder am Glauben nicht so sehr festhalten, sehen das Ganze sehr politisch. Ich meine das gar nicht böse, aber dadurch, dass sie selbst keinen Zugang zum Glauben haben, ist das für sie eine politische Entscheidung. Die Taufe wird nicht gesehen als Eingliederung in die Kirche Gottes, sondern als Beitritt zu einem Verein, zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Meine Entscheidung ist aber nicht politisch, sie ist total unpolitisch. Das ist eine reine Glaubensentscheidung. 

DOMRADIO.DE: In der Osternacht wird der Dom sehr voll sein. Wie wird die Taufe dann ablaufen? Und: Haben Sie auch einen Taufpaten? 

Mertens: Ja, ich habe eine Taufpatin und zwar eine sehr, sehr gute Freundin, die ich über die Uni kennengelernt habe. Wir machen aber auch im Karneval viel. Und wir gehen natürlich auch zusammen in die Messe. Im letzten Jahr in der Adventszeit hatte ich sie gefragt, ob sie das Amt übernehmen möchte. Sie unterstützt mich also und erlebt die Zeit des Katechumenats auch sehr intensiv.

Meine Taufe wird in die Liturgie der Osternacht vor das Taufgedächtnis gestellt, was ja jedes Jahr stattfindet. Die Sakramente werden gespendet in der Reihenfolge: Taufe, Firmung, Eucharistie. Das bedeutet: Erst wird das Taufwasser geweiht, dann die Osterkerze entzündet. Dann werde ich getauft und die Taufkerze wird entzündet. Anschließend bekomme ich einen weißen Taufschal überreicht und daran schließt sich direkt die Firmung an. Dann folgt die Eucharistie, da wo sie liturgisch hingehört. 

DOMRADIO.DE: Wie aufgeregt sind Sie?

Mertens: Man muss wirklich sagen, es ist sehr, sehr unterschiedlich. Ich bin in der Uni noch sehr eingespannt und momentan ist auch arbeitstechnisch viel zu tun. Aber je mehr Zeit man zum Nachdenken hat, desto aufgeregter ist man. Ich glaube, die richtige Aufregung wird unmittelbar vor der Osternacht aufkommen. Dann kommt ja auch die Familie, dann kommen Freunde, dann spürt man wirklich, wie schnell im Nachhinein diese Monate des Katechumenats vergangen sind. 

Das Interview führte Hilde Regeniter. 


Quelle:
DR
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