Gegenüber der "Passauer Neuen Presse" erklärte Sternberg: "Religiöse Diskriminierung gibt es von vielen Seiten, wir dürfen deshalb nicht nur 'den' Islam an den Pranger stellen. Genau das geschieht aber derzeit."
Es gehe nicht an, Antisemitismus nur dann zu verurteilen, wenn er von Muslimen komme. "Einzelne Fälle" wie die Vorkommnisse an einer Berliner Schule und die Debatte darüber erzeugten "eine explosive Stimmung". Dagegen müssten gläubige Christen vorgehen: "Wir brauchen einen engeren Dialog und müssen wie die Juden als unsere älteren auch die frommen Muslime als unsere jüngeren Geschwister im Glauben wahrnehmen", so der ZdK-Präsident.
Schäuble: Judenhass entschlossen entgegentreten
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble rief dazu auf, einem wachsenden Judenhass entschlossen entgegenzutreten. Antisemitismus werde "auch durch Migration und durch den von radikalen Kräften in der islamischen Welt geschürten Hass auf Israel wieder stärker", sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).
"Das zeigt, wie groß die Aufgabe für freiheitliche Gesellschaften ist, Errungenschaften wie Toleranz und Religionsfreiheit unter den Bedingungen des schnellen Wandels und dieser gewaltigen Migration durchzusetzen."
Dies sei "der große Stresstest für die westlichen Demokratien", betonte Schäuble. Deutschland könne Antisemitismus weniger als jedes andere Land dulden. "Die Bekämpfung von Antisemitismus gehört geradezu zum Gründungskonsens der Bundesrepublik Deutschland."
Antisemitismus sei "kein speziell muslimisches Problem", fügte Schäuble hinzu. In den muslimischen Gemeinschaften gebe es viele, die ein starkes Engagement gegen Antisemitismus zeigten. Doch gebe es "in der Tat die wachsende Sorge, dass radikale Muslime in Europa einen auch vom Antizionismus gespeisten, irrationalen Hass auf Juden verbreiten", sagte der Bundestagspräsident. "Das geschieht besonders in Frankreich, aber auch in Deutschland." Dagegen müsse man "mit aller Entschiedenheit vorgehen".
Debatte nach Vorfall an Berliner Schule
Die Leiterin des Kompetenzzentrums Prävention und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), Marina Chernivsky, forderte pädagogische Interventionen gegen Antisemitismus an Schulen. "Werden solche Zwischenfälle nicht thematisiert, bekommen die Jugendlichen die Botschaft, dass das, was sie denken und was sie tun, akzeptiert ist", sagte sie in der Zeitung "Neues Deutschland".
Ausgelöst worden war die Debatte von einem Vorgang an einer Berliner Grundschule. Demnach griffen muslimische Schüler ein jüdisches Mädchen an, "weil sie nicht an Allah glaubt". Zuvor habe ein Schüler auf die Angabe des Mädchens, sie sei Jüdin, das Wort "Jude" mehrfach in bedrohlichem Tonfall wiederholt. Das Mädchen sei außerdem schon einmal mit dem Tode bedroht worden. In den vergangenen Monate wurden vereinzeln immer wieder antisemitische Vorfälle an Berliner Schulen bekannt.