Der Gesetzentwurf sei "ein gefährlicher Angriff auf die Religionsfreiheit", so Kardinal Marx.
Auch der Generalsekretär der EU-Bischofskommission COMECE, Olivier Poquillon, betonte, das geplante Beschneidungsverbot in Island sei eine "Gefahr" für die Grundrechte. Kardinal Reinhard Marx hatte das geplante Beschneidungsverbot bereits im Februar kritisiert.
Die Beschneidung sei ein "wichtiges Element" des Judentums, betonte der Direktor des Europäischen Jüdischen Gemeinschaftszentrums (EJCC), Avi Tawil, am Dienstag im EU-Parlament. Ihr Verbot komme einem Verbot jüdischer Tradition gleich.
Der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe der Christdemokraten im EU-Parlament für interkulturelle Aktivitäten und religiösen Dialog, Jan Olbrycht, betonte, die Freiheit eigene Rituale zu haben, sei Teil der Religionen.
Verstoß sieht Freiheitsstrafe vor
Isländische Abgeordnete aus fünf verschiedenen Parteien hatten Anfang des Jahres einen Gesetzesentwurf für ein Beschneidungsverbot von Jungen vorgelegt. Er sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Jahren für Personen vor, die einem Kind körperlichen Schaden oder eine sonstige gesundheitliche Beeinträchtigung durch "das ganzheitliche oder teilweise Entfernen von Sexualorganen" zufügen.
Das Parlament muss den Gesetzesentwurf noch verabschieden. Island wäre das erste Land in Europa, in dem die Beschneidung von Jungen verboten wäre, wenn das Gesetz angenommen wird.
In Deutschland ist die Jungenbeschneidung für Juden und Muslime aus religiösen Gründen erlaubt.