Zum fünften Jahrestag des Einsturzes der Rana-Plaza-Textilfabrik in Bangladesch hat Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die Einführung eines staatlichen Siegels für fair produzierte Kleidung angekündigt. Müller sagte der "Frankfurter Rundschau" (Dienstag), die Kennzeichnung mit dem Namen "Grüner Knopf" werde ab 2019 das erste staatliche Siegel dieser Art sein. "Wer Kleidung mit dem Grünen Knopf kauft, kann sich zu 100 Prozent sicher sein, dass sie fair und nachhaltig produziert wurde", sagte Müller. Das garantiere das Ministerium.
Müller kündigte an, das Siegel dürften nur Hersteller nutzen, die dem deutschen Textilbündnis angehören und dessen Regeln beachteten. "Die Verbraucher legen immer stärker darauf Wert, dass ihre Kleidung unter menschenwürdigen Bedingungen produziert wurde", sagte der CSU-Politiker. Faire Kleidung werde den Bio-Boom noch überholen. "Fair ist schick", so Müller. Die Hersteller könnten es sich daher gar nicht leisten, Produkte ohne Grünen Knopf anzubieten.
Blick auf die gesamte Lieferkette
Müller kündigte zudem an, sich auf EU-Ebene für eine gesetzliche Regelung einzusetzen, um die Unternehmen zur Einhaltung fairer Produktionsbedingungen in der gesamten Lieferkette zu verpflichten. "Allerdings dauert das Jahre und wegen der unterschiedlichsten Interessen in Brüssel werden wir eine Verordnung bekommen, die nicht so gut ist wie unser Bündnis", sagte er. Daher sei man gut beraten gewesen, erst einmal auf Freiwilligkeit zu setzen.
Auch national schloss er gesetzliche Verpflichtungen nicht aus. Im Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte sei festgelegt, dass es zu gesetzlichen Maßnahmen in den verschiedenen Branchen kommen müsse, wenn Freiwilligkeit nicht zum Ziel führe. "Sie können sicher sein, dass wir uns das sehr genau anschauen werden", sagte der Minister.
Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Uwe Kekeritz, beklagte, dass zu wenig passiert sei. Konsumenten griffen zu häufig zum billigsten Produkt und zu viele Unternehmen interessierten sich weiterhin mehr für die Steigerung ihrer Gewinne. Die Politik weigere sich zudem Gesetze zu erlassen, die Umwelt- und Sozialstandards verbindlich vorschreiben.
Mehr als 1000 Tote in Bangladesch
Beim Einsturz des Rana-Plaza-Hochhauses in Bangladesch am 24. April 2013 waren mehr als 1.100 Beschäftigte von Textilfirmen getötet worden. Mehr als 2.400 wurden verletzt. . Bekannte deutsche Textilunternehmen, darunter KiK, NKD oder Adler Modemärkte, ließen laut Nichtregierungsorganisationen in der Fabrik fertigen. Die Produktion war trotz bekannter Baumängel fortgesetzt worden. In Reaktion auf die Katastrophe rief Müller ein Jahr später das deutsche Textilbündnis ins Leben, an dem Unternehmen, Gewerkschaften und Entwicklungsorganisationen mitwirken. Ziel sind freiwillige Selbstverpflichtungen auf soziale Standards. Derzeit sind dort Modefirmen Mitglieder mit insgesamt etwa 50 Prozent Marktanteil.