Das Gesetz von 1990 decke nicht mehr alle möglichen Situationen ab, sagte Gebhard Fürst, Bischof von Rottenburg-Stuttgart und Vorsitzender der Bioethik-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, am Donnerstag beim Katholikentag in Münster. Klar sei jedoch, so der Bischof: "Das Glück von uns Lebenden soll nicht durch das Unglück von noch nicht Geborenen erkauft werden."
Es gebe im Bereich der Bioethik immer mehr Möglichkeiten, sagte Fürst. Er verwies unter anderem auf die Gen-Schere "CRISPR-Cas9". "Die Idee der Machbarkeit erscheint vielen Menschen unendlich plausibel", so der Bischof. Man dürfe jedoch die ethische Verantwortung nicht außer acht lassen: "Noch erscheint uns ein 'Designer-Baby' weit weg, aber der Weg dorthin hat bereits begonnen."
Gefahr der gezielten Züchtung von Menschen
Mit dem biotechnischen Verfahren "CRISPR-Cas9" können Wissenschaftler das Erbgut von Pflanzen, Tieren und Menschen gezielt verändern. Durch die mit einer "Hochpräzisions-Schere" verglichene Technik können einzelne Gene oder kleinste DNA-Bausteine mit Hilfe zelleigener Enzyme eingefügt, verändert oder ausgeschaltet werden. Das gilt auch für die menschliche Keimbahn. Erstmals in der Wissenschaftsgeschichte rücken damit medizinische Eingriffe in den Bereich des Möglichen, die nicht allein einen einzelnen, sondern auch dessen Nachkommen betreffen. Kritiker befürchten eine gezielte Züchtung von Menschen.
Als einen "Dammbruch" hatte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki die Gen-Schere bezeichnet. CRISPR berge die Möglichkeit Schöpfer zu spielen. Woelki stellte klar, es dürfe kein "Leben nach dem Baukastenprinzip" geben. Menschen mit Krankheiten und Behinderungen gehörten "zum und ins Leben". Sie alle verdienten die Chance auf dieses eine Leben.