Missbrauchsopfer aus Chile sagen Papst Unterstützung zu

Kooperation mit Franziskus

Drei Priester, die zu den Leidtragenden des Missbrauchsskandals in der Kirche Chiles zählen, haben sich über ihre bevorstehende Rom-Reise geäußert. Die Bischöfe fordern derweil Einsicht in den Vatikan-Ermittlungsbericht.

Missbrauchsfälle in chilenischer Kirche / © Luis Hidalgo (dpa)
Missbrauchsfälle in chilenischer Kirche / © Luis Hidalgo ( dpa )

Papst Franziskus kann bei der Aufklärungsarbeit zum Missbrauchsskandal in der Kirche Chiles auf die Unterstützung einer Gruppe von Priestern und Laien zählen, die zum Kreis der Leidtragenden im Fall des verurteilten Geistlichen Fernando Karadima zählen. In einer Pressekonferenz am Mittwoch (Ortszeit) in Santiago sagten drei der fünf Priester, die Anfang Juni vom Papst im Vatikan empfangen werden, dass sie große Hoffnungen in das Treffen setzten.

Die Einladung des Vatikan sei ein großer Trost und stimme ihn hoffnungsfroh, sagte Eugenio de la Fuente. "Die Einladung ist dazu gedacht, dass wir unsere Erfahrung mit ihm teilen und dem Heiligen Vater dabei helfen, wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen", so de la Fuente weiter. "Die Mehrheit von uns war Opfer eines Missbrauchs-Systems, das angewandt wurde, als wir in der Pfarrei des Heiligen Herzens von Providencia in El Bosque waren."

"Keine weiteren Missbrauchsopfer"

Alejandro Vial, der ebenfalls nach Rom reisen wird, erklärte: "Für uns ist es sehr wichtig zu helfen, damit es keine weiteren Missbrauchsopfer mehr gibt." Es sei der Wunsch des Papstes, sich ihre Erfahrungen anzuhören. Es sei eine Sache, die Aktenlage zu kennen – eine andere sei es, die Schilderungen von Opfern persönlich zu hören.

Der dritte Teilnehmer der Pressekonferenz, Francisco Astaburuaga, bat um Verständnis dafür, dass man im Vorfeld der Reise nicht zu sehr ins Detail gehen könne: "Wir werden mit dem Heiligen Vater sprechen, wir können aber keine Themen vorab bekanntgeben, weil die Gespräche im Detail erst einmal mit ihm sein werden."

Charismatisch und einflussreich

Am Dienstag hatte der Vatikan darüber informiert, dass Papst Franziskus eine weitere Gruppe von Betroffenen des chilenischen Missbrauchsskandals treffen wird, die aus dem Umkreis Karadimas stammen. Insgesamt soll die Delegation laut einem Bericht der Tageszeitung "La Tercera" neun Personen umfassen. Die Gruppe werde begleitet von zwei weiteren Priestern sowie zwei Laien, die mit dem Fall befasst gewesen seien. Mit dem Treffen, das bereits vor einem Monat vereinbart worden sei, wolle Franziskus seine Nähe zu den Opfern ausdrücken.

Der heute 87-jährige Karadima, der über Jahrzehnte zu den charismatischsten und einflussreichsten katholischen Geistlichen Chiles zählte, wurde des Missbrauchs für schuldig befunden. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, unter ihnen auch Juan Barros von Osorno, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird. Papst Franziskus hatte solche Vorwürfe bei seinem Chile-Besuch im Januar noch als "Verleumdungen" bezeichnet, ehe er eine neue Untersuchung anordnete. Daraufhin beorderte der Papst die gesamte Chilenische Bischofskonferenz nach Rom.

Erneuerung der Kirche

Nahezu alle Bischöfe sollen ihren Rücktritt angeboten haben, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Vorwürfe gibt es ebenfalls gegen Kardinal Francisco Javier Errazuriz: Er wird beschuldigt, Karadima vor Strafverfolgung geschützt zu haben.

Unterdessen forderte die Chilenische Bischofskonferenz einen Zugang zu dem Bericht, den die Sonderermittler Erzbischof Charles Scicluna und der Rechtsexperte Jordi Bertomeu im Februar bei ihren Recherchen in Chile erarbeitet hatten. Eine Erneuerung der Kirche geschehe, wenn sie die Realität kenne, sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Militärbischof Santiago Silva. Bislang hätten die Bischöfe den Bericht nicht im Detail einsehen können, so Silva nach Angaben des Nachrichtenportals ADN. Dies sei aber für eine Aufarbeitung notwendig.


Quelle:
KNA
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