"Willkommen in unserer ökumenischen WG", sagt Thomas Weckelmann. "Beinahe-WG", schiebt er nach. Ein paar Umzugskartons stehen noch aufgetürmt hinter ihm. Ein Regal ist nicht rechtzeitig eingetroffen. Deshalb kann er noch nicht alle Bücher in sein neues Büro in der Düsseldorfer Hubertusstraße einräumen.
Der Blick geht direkt zur Staatskanzlei. Der Landtag liegt um die Ecke. Es riecht nach frischer Farbe. Und die Arbeit geht weiter.
Kirchenrat Thomas Weckelmann vertritt die drei evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen bei der Landesregierung, dem Landtag und den Behörden in Düsseldorf. Eine Etage höher sitzt sein katholischer Kollege, Pfarrer Antonius Hamers.
Die ersten Kirchenvertreter in gemeinsamem Haus
Er repräsentiert die fünf Bistümer im Bundesland. Die beiden sind die ersten Kirchenvertreter in den 16 Landeshauptstädten, die von einem gemeinsamen Haus aus agieren. Das Gebäude gehört der Caritas. In den unteren Geschossen betreibt sie Beratungsstellen.
Hamers hat seine Büros vor zwei Jahren hierher verlegt. In diesem Jahr suchte Weckelmann für seinen Stab passendere Räume. "Er hat mich gefragt, ob auch seine Büros hier unterkommen könnten", sagt Hamers.
Die Caritas war gerade dabei, mit ihrer Beratung für Wohnungslose aus der Nähe des Parlaments in Richtung Bahnhof umzuziehen. "Da war der Weg frei", erläutert der Pfarrer. Es gibt viel zu tun für die Kirchenvertreter.
Großunternehmer der Nächstenliebe
Flüchtlingspolitik zum Beispiel beschäftigt die beiden laufend. Niemand stellt so viel Freiwillige in der Integrationsarbeit wie die beiden Kirchen. Und die Hauptamtlichen bei Kirchengemeinden, Caritas und Diakonie gestalten die Betreuung der Flüchtlinge an vorderster Stelle mit.
Beide Kirchen sind Großunternehmer der Nächstenliebe. Gemeinsam kämpfen Hamers und Weckelmann mit ihren Kirchen und Bistümern für den Schutz von Sonn- und Feiertagen. Nicht zuletzt verstehen sich die Geistlichen als Seelsorger für die Parlamentarier - mit Gottesdiensten und mit einem offenen Ohr für jedes Gespräch, um das Politiker bitten.
Die Arbeit im selben Haus verkürzt die Wege zueinander. "Wir haben schon eng zusammengearbeitet", sagt Hamers. "Jetzt ist die Kooperation noch einmal leichter geworden." Und die gemeinsame Adresse ist ein starkes Zeichen gegenüber der Politik, fügt Weckelmann hinzu.
Beide Kirchen sind sich in den meisten Fragen einig
In den meisten Fragen sind sich die beiden Kirchen einig. Und treten gemeinsam auf, bis hin zu den ökumenischen Andachten für die Parlamentarier. "Selbst wenn wir in einzelnen Fragen unterschiedliche Positionen einnehmen, wir handeln abgestimmt", sagt Weckelmann.
Zu den Differenzen gehört etwa, dass die evangelische Kirche die Ehe für gleichgeschlechtliche Partner bejaht. Die katholische hat dagegen Vorbehalte. Es gibt auch Unterschiede im Vorgehen. "Bei Flüchtlingsfragen tritt die evangelische Seite manchmal vehementer auf", stellt Hamers fest.
"Wir, das katholische Büro, üben größere Zurückhaltung." Flüchtlinge liegen der evangelischen Kirche sehr am Herzen, sagt Weckelmann. Und der rheinische Präses Manfred Rekowski ist der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und damit der evangelische Flüchtlingsbischof.
In Düsseldorf funktioniert die Ökumene
Hamers kommt auch auf unterschiedliche Aufgaben zu sprechen. Neben der politischen Vertretung koordiniert das katholische Büro auch die Zusammenarbeit der fünf Bistümer. Alle zwei bis drei Monate kommen die Generalvikare bei Hamers zusammen.
Er bereitet deren Treffen vor. Sie sind auch im Arbeitsalltag seine Ansprechpartner. Die fünf Bischöfe sehen sich zwei- bis dreimal im Jahr in der Hubertusstraße, um sich abzustimmen.
Besucher aus Politik und Verwaltung haben es nun einfacher, mit beiden Vertretern zu sprechen. "Wir haben uns darüber gefreut, dass die drei Landeskirchen den Umzug möglich gemacht haben", sagt Hamers.
"Es ist nicht selbstverständlich, dass die evangelische Kirche in ein Haus der Caritas zieht." Bei der Vertretung in der Landeshauptstadt jedenfalls funktioniert die Ökumene.