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Höchste Punktzahl – und der Zusatz "cum laude". Die 45 Sängerinnen des Mädchenchores am Kölner Dom jubeln. Beim internationalen Festival "Giuseppe Zelioli", das alle zwei Jahre im oberitalienischen Lecco als ein Gipfeltreffen der besten Jugendchöre aus aller Welt ausgerichtet wird, haben die Kölner den ersten Platz belegt. Mit 97 von insgesamt 100 Punkten haben sie nicht nur die beste Bewertung aller teilnehmenden Chöre erhalten, ihr breit angelegtes Programm – eine Mischung aus geistlicher und weltlicher Chormusik – hat sie bei dem sechstägigen Wettbewerb auch zu kulturellen Botschaftern ihres Landes und obendrein zu absoluten Sympathieträgern gemacht. So jedenfalls ist es den lokalen Tagesmedien zu entnehmen, die in ihren Gazetten am Tag nach dem Abschlussgottesdienst mit dem Mailänder Erzbischof emeritus, Kardinal Angelo Scola, in der großen Basilika San Nicolò großflächig Fotos des Chores mit entsprechenden Kommentaren veröffentlichen.
Die neue Auszeichnung macht auch Chorleiter Oliver Sperling stolz, der sich über das Lob der international besetzten Jury unter der Leitung von Marcello Villani freut. Eine optimale Verständigung zwischen ihm und seinen Sängerinnen wird ihm von dem italienischen Sekretär des künstlerischen Komitees in der offiziellen Urkunde bescheinigt. Außerdem eine ausgewogene Klangschönheit, ein vielseitiges Repertoire, die Bewältigung unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und – neben dem Üblichen wie Intonation, Rhythmik und Dynamik – auch ein hohes Maß an Ausdrucksstärke. Am Ende war es wohl der überzeugende Gesamteindruck, der die fünf Jurymitglieder für die Kölner Sängerinnen einnahm. Dieser wurde aus dem 20-minütigen Konzertteil am Donnerstag in der Basilika errechnet, aus dem benoteten Wertungssingen am Folgetag im "Santuario Nostra Signora della Vittoria" ohne Zuhörer und schließlich aus dem Auftritt beim Folklore-Abend am Samstag mit großer Umzugsparade durch die Stadt. Hier sorgte der Mädchenchor aus Köln erst recht für Furore: mit dem deutschen Volkslied "Die Gedanken sind frei" und dem Kölner Lokal-Hit "Am Dom zo Kölle", bei dem das Publikum auf der Piazza Garibaldi begeistert mitging und sich schunkelnd in den Armen lag.
Leistung auf dem Punkt abgerufen
"Die Mischung macht’s", resümiert Chorleiter Sperling sichtlich zufrieden nach der Konzertreise. "Die Leistung war auf den Punkt abrufbar. Alle reagieren hochkonzentriert und -motiviert, wenn es darauf ankommt. Derart professionell mit Jugendlichen zu arbeiten ist Freude pur", lobt er seine Sängerinnen. Aber eben auch der Freizeitspaß – immer wieder Badevergnügen im See von Lecco oder Garlate, einem Nachbarort, wo die Gruppe untergebracht war – sorgte in Kombination mit der musikalischen Präsenz während der Proben für eine durchgängig entspannte Atmosphäre. Und natürlich, so berichtet Sperling, interessierten die Mädchen auch die anderen Chöre, die sich ebenfalls auf höchstem Niveau bewegt hätten. Die eigentliche Leistung der Veranstalter – das Festival fand zum 13. Mal auf Initiative von "Harmonia gentium" statt – bestehe darin, Spitzenchöre aus ganz Europa, aber in diesem Jahr auch aus Kanada, miteinander in Kontakt zu bringen, betont Sperling. "Das fördert nicht nur den kulturellen Austausch zwischen den Jugendlichen, die mit großem Interesse zuhören, wie sich andere Chöre aufstellen, und selbst schon einen musikalischen Vergleich ziehen, sondern bringt sie trotz unterschiedlicher Herkunft und Kultur auch einander näher." Über die Musik und das gemeinsame Musizieren – das sei bei solchen Chorwettbewerben und -festen ganz wunderbar zu beobachten – würden diese jungen Leute im wahrsten Sinne des Wortes Brücken zueinander bauen und über alle Barrieren hinweg Wege der Verständigung finden, so der Kölner Domkantor. In diesem Zusammenhang sei nicht entscheidend, ob jemand aus Russland oder der Ukraine komme, aus Tschechien oder Polen, sondern was er an musikalischer Botschaft mitbringe und bereit sei zu teilen.
Und wenn demnächst der Knabenchor aus Warschau am Kölner Dreikönigenschrein singt, dann war Lecco nur zufällig der Geburtsort einer solchen Kooperationsidee. "Miteinander singen und eine unbeschreibliche Freude daran haben, mit 400 Stimmen gemeinsam ein Halleluja von Händel zu schmettern, wie wir es in der Schlussmesse erlebt haben, das schafft eigentlich Freunde überall auf der Welt."