Papst ruft zur Solidarität mit Monsunopfern in Indien auf

"Bin der Kirche in Kerala nahe"

Papst Franziskus hat an die Opfer der heftigen Monsunregen in Südindien erinnert. Er rief zu einem Gebet für alle Betroffenen auf. Unterdessen kam es am Wochenende zu einem Streit zwischen den Religionsgemeinschaften in Indien über Hilfsaktionen.

Monsun in Indien / © Uncredited (dpa)
Monsun in Indien / © Uncredited ( dpa )

"Möge es diesen Brüdern und Schwestern nicht an unserer Solidarität sowie konkreter Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft fehlen", sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. "Ich bin der Kirche in Kerala nahe, die bei der Hilfe für die Bevölkerung in vorderster Front steht", so der Papst. Gleichzeitig rief er die Menschen auf dem Platz ebenfalls zu Solidarität auf und bat sie um ihr stilles Gebet "für alle Menschen, die von dieser großen Katastrophe betroffen sind".

Der südindische Bundesstaat Kerala kämpft mit einem Jahrhunderthochwasser. Örtlichen Medienberichten zufolge kamen seit Beginn der Monsunwolkenbrüche Anfang August über 300 Menschen ums Leben; 200.000 seien obdachlos geworden. Nach Angaben der "Times of India" (Freitag) starben allein am Donnerstag 100 Menschen in den Fluten. Kerala stehe fast vollständig unter Wasser. Einheiten der Katastrophenschutzbehörde, Armee und Marine seien rund um die Uhr zur Evakuierung der Menschen im Einsatz.

Soforthilfe von Caritas International

Caritas international hat 200.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt. Im südlichen Bundesstaat Kerala seien mindestens 324 Menschen ums Leben gekommen, teilte das katholische Hilfswerk am Sonntag unter Berufung auf örtliche Behörden mit. Demnach handelt es sich um die schwersten Fluten in der Region seit hundert Jahren. 220.000 Menschen hätten ihre Häuser verlassen.

"Gerade der arme Teil der Bevölkerung ist für solche Katastrophen nicht gerüstet", kritisierte Peter Seidel von Caritas international. Die Lebensmittel dieser Menschen seien schnell aufgebraucht und sie müssten durch die schwierige hygienische Lage den Ausbruch von Krankheiten fürchten. Viele wohnten an Hängen und seien derzeit von Erdrutschen bedroht, so Seidel.

Religionsgemeinschaften streiten über Hilfen

Unterdessen kam es am Wochenende zu einem Streit zwischen den Religionsgemeinschaften in Indien über Hilfsaktionen. Die katholischen Bischöfe des Landes reagierten empört über christen- und muslimfeindliche Propaganda von Hinduextremisten. "Es ist traurig zu sehen, dass sogar Lügen verbreitet werden und kommunale Spaltung betrieben wird, während die Menschen in Kerala im Kampf gegen die riesige Katastrophe zusammenstehen", twitterte die Indische Bischofskonferenz.

Der in den USA lebende indische Publizist Rajiv Malhorta hatte auf Twitter Hindus weltweit zu Spenden für die hinduistischen Überschwemmungsopfer aufgerufen. "Christen und Muslime sammeln weltweit viel Geld, um in erster Linie ihren eigenen Leuten und politischen Zielen zu helfen", hieß es dort. Die Bischöfe des Landes wiesen die Vorwürfe zurück.

Malhorta ist in den USA ein führender Vertreter der radikalen Hindutva-Ideologie, die auch as ideologische Basis der Partei BJP von Indiens Premierminister Narendra Modi dient. Die Hindunationalisten streben einen Gottesstaat an, in dem Christen und Muslime keinen Platz haben. In der dreijährigen Regierungszeit von Modi haben Gewalttaten von radikalen Hindus gegen Christen und Muslime deutlich zugenommen.

Der Südwestmonsun betrifft gewöhnlich von Juni bis September den Norden Keralas, während der Monsun über Südkerala von Oktober bis Dezember niedergeht. In diesem Jahr hat der Südwestmonsun ganz Kerala im Griff; die Regenmenge liegt rund 40 Prozent über dem üblichen Durchschnitt. Indische Wissenschaftler machen den weltweiten Klimawandel für den extremen Monsun verantwortlich.


Quelle:
KNA