Reliquie der heiligen Bernadette reist durch Deutschland

Wie transportiert man die kostbare Fracht?

Noch bis Sonntag kann man eine Reliquie der heiligen Bernadette in Kevelaer betrachten. Ab Montag tourt sie dann durch mehrere deutsche Städte. Wie und warum, erklärt Adelheid von Gemmingen, die den Transport begleitet.

Kapsel für eine Reliquie, die auf der Brust getragen wird / © Sean Hawkey (KNA)
Kapsel für eine Reliquie, die auf der Brust getragen wird / © Sean Hawkey ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie waren dabei, als die Reliquie am Flughafen abgeholt wurde. Wie ist das vonstattengegangen?

Adelheid von Gemmingen (Bundeskoordinatorin der Malteser und Mitglied der "Deutschen Hospitalité Notre Dame de Lourdes"): Das war eigentlich völlig undramatisch. Wir sind nach Lourdes geflogen und wurden dort vom deutschen Pilgerseelsorger, Pfarrer Holzamer, empfangen. Er hatte schon alles vorbereitet und die Reliquie in eine Kiste verpacken lassen, damit sie sicher transportiert werden kann. Dann haben wir sie gesegnet und ins Flugzeug verladen, sind selbst mit eingestiegen und nach Mönchengladbach geflogen.

Es war eine ganz normale Passagiermaschine. Die Kiste mit der Reliquie stand ganz hinten – sicher mit Stricken festgebunden, damit sie nicht verrutscht.

Ölgemälde der heiligen Bernadette Soubirous  (KNA)
Ölgemälde der heiligen Bernadette Soubirous / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie reisen mit der Reliquie an viele verschiedene Orte. Wie stellen Sie sicher, dass diese kostbare Fracht unbeschadet von A nach B gelangt? Haben Sie eine Security-Firma dabei?

Gemmingen: Nein, das nicht. Wir haben aber mit den Maltesern ein sehr verlässliches Team. Sie sind an allen Orten präsent, wo die Reliquie Station machen wird. Als katholische Hilfsorganisation haben sie sich netterweise bereit erklärt, den Transport zu übernehmen. Die Übergabe wird absolut nahtlos sein. Überall wird jemand sein, der sie entgegennimmt und dafür sorgt, dass sie ordentlich aufgestellt wird. Dann werden zwei Personen die Reliquie rund um die Uhr bewachen, damit sie nie allein bleibt.

DOMRADIO.DE: Mit dabei ist eine Muttergottes-Statue und ein Faltaltar, ein Tryptichon. Werden diese kostbaren Gegenstände zusammen mit der Reliquie aufgestellt?

Gemmingen: Wenn das vor Ort gewünscht wird, dann können die Statue oder der Faltaltar dazugestellt werden. In Kevelaer etwa gibt es bereits genug Muttergottes-Abbildungen. Deshalb wird sie dort nicht ausgepackt. Andere Orte sind aber recht dankbar. Einige ziehen feierlich mit der Muttergottes-Statue durch die Gemeinde. Das kann man sich so ähnlich wie die Lichter-Prozession vorstellen, die jeden Tag in Lourdes stattfindet. Dafür gibt es auch ein Tragegestell für die Statue, die sich für eine Prozession eignet. Der Reliquienschrein dagegen ist so schwer, zart und empfindlich, dass man ihn nicht herumtragen sollte.

DOMRADIO.DE: Wie war denn der Empfang in Kevelaer?

Gemmingen: Er war besonders herzlich. Domkapitular Kauling hat uns empfangen. Wir haben eine kleine Andacht gehalten, gesungen und gebetet und die Reliquie gesegnet. Damit ist die Reise mit der Reliquie der heiligen Bernadette eröffnet worden. Sie wird an über 30 Orten, etwa in Münster, Kevelaer, Paderborn, Köln, Berlin, Regensburg, Speyer und Trier, um nur wenige Namen zu nennen, zu sehen sein.

DOMRADIO.DE: Die Idee hinter der Tour ist, dass Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht nach Lourdes fahren können, Gelegenheit haben, der Heiligen dennoch ganz nah zu sein. Gab es schon Reaktionen?

Gemmingen: Ja, wir haben verschiedene Reaktionen bekommen. Wir sind auch gut in allen sozialen Medien verbreitet und werden unsere Reise auf diese Weise begleiten.

Ich glaube, dass es für die Menschen unserer Zeit ganz wichtig ist, dass wir ihnen Zeichen bringen. Und diese Reliquie ist besonders geeignet, weil sie ein greifbares Zeichen ist. Wir bringen sie den Menschen, besonders jenen, die selbst nicht mehr nach Lourdes fahren können – damit sie der heiligen Bernadette, der Muttergottes und dem Herrn nahe sein können.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Was sind Reliquien?

Reliquien - vom lateinischen "reliquiae" abgeleitet - sind die sterblichen Überreste von als heilig verehrten Personen. Primäre Reliquien sind dabei die Leichname von Seligen oder Heiligen, größere Körperteile von diesen oder die komplette Asche ihrer verbrannten Körper.

Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg (dpa)
Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
DR