Die russisch-orthodoxe Kirche denkt über schärfere Sanktionen gegen Konstantinopel nach. In der weißrussischen Hauptstadt Minsk berät die russisch-orthodoxe Kirche an diesem Montag über schärfere Sanktionen gegen das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel. In der Diskussion ist unter anderem der Abbruch aller Kontakte zum Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel.
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. sagte am Wochenende bei einem Gottesdienst in Minsk, das Leitungsgremium seiner Kirche wolle die ukrainische Gesellschaft beruhigen, das kirchliche Leben in der Ukraine stärken und die Kirche vor "möglichen Angriffen und Unterdrückung" schützen.
Worte der Trennung
Der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, warf Bartholomaios I. im russischen Fernsehen vor, zwei für die Spaltung der ukrainischen Orthodoxie verantwortliche Kiewer Kirchenführer anerkannt und so das Schisma legitimiert zu haben, das seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der Ukraine bestehe. "Das macht es uns bereits unmöglich, mit dem Patriarchat von Konstantinopel vereint zu sein", so Hilarion. Er wolle den Beschlüssen des Leitungsgremiums, des Heiligen Synods, jedoch nicht vorgreifen.
Bartholomaios I. unterstützt in der Ukraine die Bildung einer von vielen dort lebenden orthodoxen Christen gewünschten eigenständigen (autokephalen) und vereinten Landeskirche. Die russisch-orthodoxe Kirche will aber ihre Oberhoheit über die orthodoxe Kirche in der Ukraine behalten. Das Moskauer Patriarchat betrachtet das osteuropäische Land als sein kanonisches Territorium.
Völliger Bruch mit Konstantinopel?
Mitte September hatte die russische Kirche erstmals in der neueren Kirchengeschichte offiziell mit dem völligen Bruch mit Konstantinopel gedroht: "Für den Fall, dass das Patriarchat von Konstantinopel seine widerrechtlichen Aktivitäten auf dem Territorium der ukrainischen orthodoxen Kirche fortsetzt, werden wir gezwungen sein, die eucharistische Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Konstantinopel vollständig abzubrechen", heißt es in der Erklärung des Heiligen Synods.
Vorausgegangen war die Entsendung zweier Bischöfe durch Bartholomaios I. in die Ukraine. Sie sollten dort die Bildung einer autokephalen Kirche vorbereiten. Rund 70 Prozent der Ukrainer sind orthodoxe Christen. In dem Land gibt es drei orthodoxe Kirchen.