Niedrigwasser im Rhein und die Folgen für Nonnenwerther Schüler

"Wasserfrei" statt "hitzefrei"

Witterungsbedingter Schulausfall kommt vor. Sei es durch Hitze oder Hochwasser. Doch das Franziskus Gymnasium auf der Rhein-Insel Nonnenwerth erlebt ein Novum. Schulfrei wegen Niedrigwasser. Schiffe dürfen die Insel nicht mehr anfahren.

Niedrigwasser legt Schule lahm / © Thomas Frey (dpa)
Niedrigwasser legt Schule lahm / © Thomas Frey ( dpa )

DOMRADIO.DE: In Bonn wird aktuell die kleine vorgelagerte Insel Nonnenwerth nicht mehr von Schiffen angefahren. Auf dieser Insel steht das Franziskus Gymnasium Nonnenwerth. Die christliche Privatschule mit franziskanischer Ausrichtung sitzt quasi gerade auf dem Trockenen. In Nordrhein-Westfalen sind ja noch Herbstferien. Aber Ihre Schule liegt in Rheinland-Pfalz und Sie sind wieder mitten im Schulbetrieb. Was bedeutet das jetzt für Sie, dass dieser Weg zur Schule versperrt ist?

Andrea Monreal (Schulleiterin des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth): Das bedeutet zunächst, dass wir zirka 600 Schülerinnen und Schüler und 60 Kolleginnen und Kollegen nicht auf die Insel bekommen und dass die Schülerinnen und Schüler zunächst einmal zu Hause darauf warten, von unseren Kollegen mit Aufgaben versorgt zu werden. Wir als Schulleitung versuchen entweder Ausweichquartiere zu finden oder den Unterrichtsablauf irgendwie zumindest ansatzweise aufrechtzuerhalten. Das ist nicht ganz einfach. Es sind dafür sehr viele Telefonate zu führen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie machen im Moment so eine Art Homeoffice für Schüler und versuchen, denen vielleicht auch mittels Internet Aufgaben zu geben?

Monreal: Genau. Die Kollegen haben das gestern Abend schon gemacht. Wir sind diesbezüglich sehr gut vernetzt. Wir haben ein funktionierendes Vertretungssystem, das auch webbasiert ist. Die Schüler sind mit Aufgaben versorgt. Allerdings muss man auf lange Sicht irgendwann auch die Ergebnisse einholen.

Wir denken jetzt auch tatsächlich über digitale Lösungen wie Webinare nach. Da müssen wir aber gucken, ob das letztlich funktioniert. Das ist für so eine große Gruppe von 600 Schülern und diversen Kursen natürlich nicht ganz einfach.

DOMRADIO.DE: Sie sagen, Sie stellen sich möglicherweise auf eine längere Zeit ein. Wann es regnet und der Pegel des Rheins wieder steigt, weiß wahrscheinlich nur Petrus. Gehen Sie von irgendeiner Prognose aus oder rufen Sie ständig beim Wetterdienst an?

Monreal: Das ist bei uns so, dass wir eine Prognose haben, die Pegelstände täglich prüfen und natürlich auf Regen hoffen und auch darum beten, dass er kommt. Aber realistisch gesehen sieht es so aus, dass wir wahrscheinlich bis Ende der Woche die gleiche Situation haben. Das bedeutet dann für uns, dass wir schauen müssen, wie die Schüler geschult werden können. Das ist realistisch betrachtet mindestens bis Ende der Woche der Fall und vielleicht sogar noch in die nächste Woche hinein. Das wissen wir noch nicht genau.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie suchen auch Gebäude, also eine Art Ausweich-Schule?

Monreal: Ja, wir versuchen das. Das ist aber auch nicht so ganz einfach. Da gibt es versicherungstechnische Dinge, die zu beachten sind. Man kommt nicht einfach in die Schulen hinein. Es muss natürlich mit den Kreisen, mit den Trägern der einzelnen Schulen besprochen werden. Und nicht jede Schule hat mal einfach so zehn Räume übrig.

Wir machen es dann so, dass wir zunächst einmal versuchen, die Oberstufenkurse, die Klausuren haben, die vielleicht auch prüfungsrelevante Termine haben, bevorzugt zu beschulen. Teilweise gehen auch Kollegen hin und arbeiten mit den Schülern zu Hause. Da sind jetzt sehr viele kreative Lösungen gefragt.

DOMRADIO.DE: Gibt es alternative Ideen, wie eine Gummistiefel-Variante oder Ähnliches, dass man doch noch zur Insel kommt?

Monreal: Das geht auf gar keinen Fall, weil das einfach sicherheitstechnisch viel zu gefährlich wäre. Das ist keine Alternative. Da denken wir gar nicht drüber nach.

DOMRADIO.DE: Gab es sowas eigentlich schon einmal?

Monreal: Nein. Das ist meines Wissens das erste Mal in der Chronik der Insel, dass so etwas vorfällt. Hochwasser haben wir häufig. Das hat auch durch den Klimawandel zugenommen. Aber Niedrigwasser in dieser Art hatten wir noch nicht. Das ist das erste Mal.

DOMRADIO.DE: Zum ersten Mal so eine Herausforderung. Wie reagieren denn die Schüler und Eltern?

Monreal: Ich bin jetzt nicht bei dem dabei, was sie zu Hause machen. Ich vermute, sehr viele Schüler haben erst einmal "Juhu" gerufen. Genauso wie Hitzefrei.

Aber die wenigen Rückmeldungen, die ich von den Eltern bekomme, sind alle sehr verständnisvoll und in der Regel sehr konstruktiv. Wir bekommen sehr viele Vorschläge, was man machen kann. Wir haben auch sehr gute Kontakte zu einzelnen Pfarrgemeinden, die uns schon anbieten, dass man vielleicht in Pfarrgemeinderäumen unterrichten kann. Also eher konstruktive, positive Rückmeldungen, aber in keiner Weise Vorwürfe. Wir wissen alle, das sind Naturgewalten. Da können wir ja nichts ausrichten.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR