Jugendbischof Oster zieht vorläufige Bilanz der Synode

"Wir ringen um den Weg der Kirche mit jungen Menschen"

Am Sonntag endet die gut dreiwöchige Bischofssynode zur Jugend im Vatikan. Im Interview erzählt der deutsche Jugendbischof Stefan Oster, was aus seiner Sicht im Schlussdokument wichtig ist und was er sich von der Versammlung erhofft.

Bischof Oster mit Jugendlichen in Rom / © Cristian Gennari (KNA)
Bischof Oster mit Jugendlichen in Rom / © Cristian Gennari ( KNA )

KNA: Bischof Oster, wie sind Ihre Erfahrungen bei der Bischofssynode zur Jugend: Sind genügend Erfahrungen und Ideen auch junger Menschen einbezogen worden?

Stefan Oster (Bischof von Passau und deutscher Jugendbischof): Ja, wir haben sehr gut auf die Jugend gehört und es gab auch von ihrer Seite sehr engagierte Wortmeldungen. Am Abschlussdokument arbeiten wir Synodenväter noch.

KNA: Den Regeln entsprechend ging der vorläufige Text nur an die Synodenväter, bei der Vorstellung in groben Zügen und bei der Debatte über Änderungsvorschläge sollen aber alle anwesend sein – wie ist die Stimmung in der Synodenaula?

Oster: Der ein oder andere war wohl verstimmt, weil die anderen Teilnehmer den Text nicht in die Hand bekommen haben, aber das steht wohl so in der Synodenordnung, daran kann ich nichts ändern. Insgesamt ist die Stimmung sehr gut. Es gibt bisher wenige richtige Kontroversen. Die meisten sind beeindruckt vom nun vorgelegten Text, weil sich viele mit ihren Anliegen darin wiederfinden.

KNA: Synode heißt "miteinander und aufeinander zugehen". Dafür müssen sich alle etwas bewegen. In welchem Punkt haben Sie Ihre Haltung oder Ansicht verändert?

Oster: Schon seit der Vorsynode sind wir aufeinander zugegangen. Ich merke, dass ich andere Positionen besser wahrnehmen und auch so stehen lassen kann. Das geht wohl vielen so. Wir ringen miteinander um den Weg der Kirche in die Zukunft - mit jungen Menschen. Da dürfen wir nicht ausschließend sein: Es geht nicht – von keiner Seite – zu sagen: "Das ist die Wahrheit und für alles andere ist kein Platz." Sondern: "Wie denkst du? Ich möchte dich verstehen. Wie hat sich dein Denken, Sprechen, Fühlen geformt?" Wenn man so aufeinander zugeht, verändert sich automatisch etwas. So kommt am Ende ein Papier raus, mit dem die allermeisten leben können - glaube ich.

KNA: Neben dem Schlussdokument, das die Synode dem Papst vorlegt, gibt es einen Brief der Synode an junge Leute, auch der wurde den Teilnehmern im Entwurf präsentiert. Was können Sie dazu schon sagen?

Oster: Da gibt es noch Kontroversen, einfach weil die Blickwinkel der einzelnen Länder so unterschiedlich sind. Einige sind zum Beispiel stark vom Thema Missbrauch betroffen, andere weniger. Da ist die Frage: Soll das an den Anfang oder sollen wir mit der Erfahrung beginnen, die wir hier in der Synode gemacht haben: Dass es einfach schön ist, mit jungen Menschen gemeinsam unterwegs zu sein. Ich bin gespannt, welchen Akzent es da am Ende gibt.

KNA: Welcher Impuls aus einem anderen Land hat sie so beeindruckt, dass Sie davon etwas umsetzen wollen?

Oster: Das konkrete Aufsuchen von Jugendnot. Ich weiß nicht, ob wir da mit unserer Institutionalisierung in Deutschland schon gut genug sind. Natürlich tun Caritas und weitere sehr viel, ich meine aber: Sind wir jungen Leuten wirklich nah? Weiß ich zum Beispiel, was Drogensucht oder konkrete Armut für junge Leute wirklich bedeutet? Das beschäftigt mich sehr.

Ebenso Migration – viele Migranten waren auch bei uns in Passau, die meisten sind aber nun in Ballungszentren gegangen. Wie können kulturell und familiär entwurzelte Menschen wieder eine innere Erfahrung von Heimat machen? Wie können junge Migranten diese Erfahrung in der Kirche machen? Diese Fragen werden mich sicher weiter beschäftigen.

KNA: Die deutsche Sprachgruppe hat bei der Synode als einzige sehr konkrete Vorschläge für Bischöfe nach der Synode eingebracht - etwa von ihrem Privateigentum etwas für junge Menschen in Not zu geben. Was wollen Sie umsetzen?

Oster: Für mich ist das eine große Herausforderung. Da ich als Ordensmann ein Armutsgelübde abgelegt habe, frage ich mich sehr oft, wie ich mit Geld und meinem Lebensstandard umgehe. Ich versuche so zu leben, dass ich dem Gelübde dennoch einigermaßen entspreche - etwa mit dem Geld, das ich verdiene. Natürlich gibt es Ideen, wie wir in Deutschland die Synode weitertragen können. Da würde ich gern einiges ausprobieren, das ist aber noch nicht spruchreif.

Das Interview führte Stefanie Stahlhofen.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema