Hat Halloween christliche Wurzeln?

Nicht nur ein Kürbisfest

Christen schimpfen gerne über Halloween. Es sei inhaltslos und gefährde Sankt Martin und Allerheiligen. Dabei kommt das Kürbisfest aus einer religiösen Tradition. Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti rät zur Gelassenheit.

Autor/in:
Melanie Trimborn
Halloween: Kürbis-Gesichter leuchten in einem Garten / © Patrick Pleul (dpa)
Halloween: Kürbis-Gesichter leuchten in einem Garten / © Patrick Pleul ( dpa )

Heutzutage ist Halloween vor allem ein amerikanischer, weltlicher Feiertag. Einige Christen sind skeptisch wegen der heidnischen Ursprünge; andere stören die dunklen, grauenhaften Bilder und sie sind besorgt um die Sicherheit ihrer Kinder. Und dann gibt es noch manche, die mit der Bibel gegen Halloween argumentieren: "Im fünften Buch Mose heißt es schließlich 'Ihr dürft niemand unter euch dulden, der ... Geister beschwört oder Tote befragt'".

Aber einige Christen entscheiden sich auch, sich an den Festlichkeiten zu beteiligen. Verbraucher in Deutschland geben laut einer aktuellen Studie des Marktforschers Nielsen zehn Millionen für Halloween-Süßigkeiten aus. 2017 kauften sie für das Gruselfest rund 1.700 Tonnen Fruchtgummi-Vampire, Glubschaugen aus Schokolade und zuckrige Gebisse. Darunter werden sicherlich auch Christen sein.

Halloweens religiöse Herkunft

Dass das Fest aber eine religiöse Herkunft hat, wissen die Wenigsten. Genauso unbekannt ist vielen die heidnische Überlieferung von Halloween. Dabei höre man das Religiöse schon im Namen, findet der Brauchtumsforscher Professor Manfred Becker-Huberti: "Halloween ist zusammengezogen der Begriff All Hallows' Evening – also Allerheiligenabend."

"Halloween" kommt also vom Allerheiligenfest der frühen Kirche, ein Tag, an dem Christen feierlich den Märtyrern gedenken. Und am Abend vor Allerheiligen begann die Zeit des Andenkens.

Ursprung aus dem Heidentum

Doch die Geschichte greift noch weiter zurück. Als das Christentum nach Europa kam, traf es auf heidnischen Kulturen. Bei den Einheimischen war der erste November früher Winterbeginn und damit eine Art Jahresabschluss. Heiden feierten die letzte Ernte und den Beginn des Winters. Die Kelten glaubten in dem Zusammenhang an böse Geister: "Sie glaubten, dass sie aus dem Jenseits auf die Erde kommen und versuchen, die Seelen der Guten zu fangen“, sagt Becker-Huberti.

Um von den bösen Geistern nicht gefangen zu werden, griffen die Kelten zu einem Trick, so der Experte. Man hatte die Vorstellung, dass Geister weiß seien und so verkleideten sich auch die Menschen weiß, "sodass die bösen Geister nicht auf sie herabstürzen und die Seelen rauben, sondern vorbeifliegen und nichts Böses tun konnten."

Kirche versuchte mit Trick 17 Halloween loszuwerden

Heidenfeiertage und Festtage waren fest im kulturellen Leben der Menschen verwurzelt.

Die Kirche versuchte dagegen vorzugehen, indem sie einen christlichen Feiertag in zeitliche Nähe setzte: eine christliche Alternative quasi. So einfach klappte das aber nicht. Heute wissen wir: Christliche und heidnische Feste vermischten sich.

Woher kommt der Kürbis?

Eine andere Geschichte zum Ursprung von Halloween hat auch mit Vermischung zu tun: Es gibt eine alte Legende aus dem Mittelalter, deren Hauptdarsteller ein irischer Hufschmied namens O’Lantern ist. Nach seinem Tod stand er vor dem Teufel, der ihm den Eintritt in die Hölle verwehrte. "Er war also ein Verstorbener, der weder in den Himmel noch in die Hölle gekommen ist", sagt Becker-Huberti.

Vom Teufel erhielt O’ Lantern dann immerhin ein Stück glühende Kohle. Laut Becker-Huberti hat er sie in eine große Zwiebel gesteckt, um im Dunkeln Licht zu haben und sich nicht an der Kohle die Finger zu verbrennen. Aus der Kohle machte die Legende  im 17. Jahrhundert dann eine Rübe. Und als der Brauch mit den ersten Einwandern in die USA überschiffte, wurde aus der Rübe ein Kürbis.

Noch heute gehört der ausgehöhlte leuchtende Kürbis mit Fratze zu Halloween. Außerdem ziehen an Halloween als Geister und Gespenster verkleidete Kinder von Haus zu Haus und wollen Süßes oder Saures. In den USA ist es seit langem Tradition, die aber auch zurück nach Europa geschwappt ist.

Gelassenheit heute

Anfangs den Kirchen ein Dorn im Auge, stehen die Kirchen dem Brauch inzwischen gelassener als noch vor einigen Jahren gegenüber. In vielen Bistümern gibt es alternative Angebote, die bisweilen augenzwinkernd dem kommerziellen Kürbisfest etwas entgegensetzen wollen. Dabei verweisen sie oft auf die christlichen Feste wie Reformationstag am 31. Oktober,  Allerheiligen am 1. November oder Sankt Martin am 11. November.

Auch der Forscher Manfred Becker-Huberti rät zur Gelassenheit. Für ihn hat sich Halloween in Deutschland in zwei Richtungen entwickelt. "Die eine Seite ist es ist eine Art Party-Gag geworden, eine Art Winter-Karneval." Inhaltlich habe das Fest für sie überhaupt keine Bedeutung. "In Kindergärten Gruselkürbisse zu basteln, das ist für Kinder etwas Wunderbares. Und man kann damit seine Angst versuchen zu bewältigen." Von daher könne man dem Fest auch etwas Gutes abgewinnen. Er macht sich keine Sorgen, dass es christliche Feste verdränge. "Ich glaube nicht, dass es hier in Deutschland wirklich den Charakter von Brauchtum bekommen wird."

 

Manfred Becker-Huberti / © Harald Oppitz (KNA)
Manfred Becker-Huberti / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR