Der von den Bischöfen verabschiedete Sieben-Punkte-Plan reiche "nicht ansatzweise" aus, sagte der BDKJ-Vorsitzende Thomas Andonie am Dienstag dem Internetportal www.kirche-und-leben.de in Münster. "Darin gibt es keine Verpflichtungen und keinen Zeitplan", so seine Kritik.
Schockiert und enttäuscht
Bei einigen wenigen Bischöfen sehe er zwar das gewünschte Engagement, räumte Andonie ein. Schockiert und enttäuscht sei er aber darüber, dass auch acht Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der Kirche das Thema für einige Bischöfe mit der Formulierung einer Beileidsbekundung abgehakt zu sein scheine.
Auf ihrer Herbstversammlung hatten die Bischöfe eine Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche von 1946 bis 2014 vorgestellt. Anschließend legten die Bischöfe einen sieben Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog vor. Darin kündigen sie unter anderem an, vermehrt Missbrauchsopfer an der unabhängigen Aufarbeitung des Geschehenen zu beteiligen.
Ferner wollen sie die Führung ihrer Personalakten vereinheitlichen, um Vertuschung zu erschweren. Ein "transparenter Gesprächsprozess" mit externen Fachleuten soll sich Fragen rund um den Zölibat und die Sexualmoral der Kirche widmen.
Innerkirchliches Machtgefüge überdenken?
Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) forderte, man müsse das innerkirchliche Machtgefüge überdenken und nötigenfalls ändern, um Missbrauch vorzubeugen. Auch der Vatikan habe "einiges zu erklären", meinte Andoni, der Anfang Oktober an der Jugendsynode in Rom teilnahm.
"Wenn flächendeckend Täter versetzt statt zur Rechenschaft gezogen wurden, wie es die Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz aufzeigt, kann ich mir nicht vorstellen, dass in Rom niemand davon wusste", so Andonie.
Mit Blick auf die während der Jugendsynode geführten Gespräche zu Partnerschaft und Ehe sprach Andoni von einer "vertanen Chance".
Viele Bischöfe beschränkten sich nur auf die Ehe. Andere Formen von Partnerschaft stießen auf "teils starke Abneigung". Dies habe möglicherweise damit zu tun, dass die Bischöfe nur auf die Sexualität in einer Beziehung schauten, so der BDKJ-Vorsitzende. "Dabei sehen sie nicht all das Gute, das diese vielfältigen Beziehungen zu einem Schatz macht." (KNA)