Der bisherige Freiburger Weihbischof Michael Gerber (48) ist von Papst Franziskus zum neuen katholischen Bischof von Fulda ernannt worden. Das gaben der Vatikan und das Bistum Fulda am Donnerstag bekannt. Gerber tritt damit die Nachfolge von Heinz Josef Algermissen an, der im Sommer in den Ruhestand getreten war.
Gerber dankte für das in ihn gesetzte Vertrauen. "Ich freue mich sehr, die Menschen in Fulda kennenzulernen", sagte der 48-Jährige in einer ersten Reaktion. Es falle ihm nicht leicht, seine badische Heimat zu verlassen. Gerber wird damit zum jüngsten katholischen Ortsbischof Deutschlands.
Kirchliches Nachwuchstalent
Schon früh galt Gerber im Südwesten als kirchliches Nachwuchstalent. Nach seinem Theologiestudium in Freiburg und Rom wurde er 1997 zum Priester geweiht. Mit großem Engagement war er lange in der katholischen Jugendarbeit tätig. Im Arbeiten mit Jugendlichen und in seiner nördlich von Freiburg gelegenen Heimatstadt Oberkirch liegen Gerbers Wurzeln. Ohne ehrenamtliches Engagement fehle es der Gesellschaft an Zusammenhalt, ist Gerbers Überzeugung.
Geprägt ist sein Glaube auch von der Schönstatt-Bewegung, die eine intensive Marienverehrung auszeichnet. Auch der früherer Freiburger Erzbischof Robert Zolltisch, der Gerber 2013 zum Bischof weihte, gehört dieser Gemeinschaft an.
Nach ersten Stationen in der Gemeindeseelsorge war der hochgewachsene Theologe von 1999 bis 2001 Hochschulseelsorger in Freiburg. 2002 wechselte er in die Priesterausbildung ans diözesane Priesterseminar.
Mit einer Arbeit über die Ausbildung geistlicher Berufe wurde er 2007 promoviert. 2011 übernahm er die Leitung des Priesterseminars.
Theologische Kompetenz
Geschätzt wird Gerber im Südwesten für seine theologische Kompetenz, für seine spirituelle Prägung und sein Organisationstalent. Dies bewies er nicht zuletzt bei den zwei großen Wallfahrten der Ministranten 2014 und 2018 nach Rom mit jeweils Tausenden Teilnehmern. Zollitsch beschrieb den begeisterten Wanderer und Skifahrer einmal schlicht als einen "Wegbegleiter".
Bewusst entschied sich Gerber 2013 für einen schlichten, aus heimischem Kastanien- und Lindenholz gefertigten Bischofsstab, den er bei einem Oberkircher Künstler in Auftrag gab. Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit sind ihm wichtig. Wiederholt beschrieb er Papst Franziskus als Vorbild, weil dieser auf sozial ausgegrenzte und benachteiligte Menschen zugehe.
Begeisterter Skifahrer
In seiner Freizeit ist Gerber begeisterter Skifahrer. Und wenn er bislang die Schweizer Alpen vor der Haustür hatte, kann er künftig auf die Gipfel der Rhön ausweichen. Statt Matterhorn heißen dann Wasserkuppe oder Kreuzberg seine Ziele.
Gerber kann auf Menschen zugehen. Und wirbt im persönlichen Gespräch dafür, gerade in einer hektischen Welt auf die Gemeinschaft des Glaubens zu setzen. Dies spiegelt sich auch in seinem bischöflichen Wahlspruch "Mit dir im Bund". Viele Menschen spürten heute eine Überforderung, so Gerber. "Aber das Vertrauen auf Gott gibt uns die Kraft, den nächsten Schritt zu gehen." Seine persönlichen Glaubenserfahrungen veröffentlichte er 2015 in dem spirituellen Buch "Ermutigungen für Christen".
Auch mit Internet und sozialen Medien hat Gerber keine Berührungsängste. Im Messenger-Dienst Threema eröffnete er gerade einen eigenen Channel, in dem er persönliche Glaubenserlebnisse - vom Firmwochenende, von einer Wanderung oder von besonderen Gesprächen berichten will. Vielleicht künftig auch von seinem Alltag als jüngster katholischer Bischof Deutschlands.