Bischof für technischen Fortschritt - aber mit Bedacht

"Mensch muss Kontrolle und Überblick behalten"

Der Augsburger Weihbischof und Ethik-Experte Anton Losinger sieht künstlich intelligente Systeme und die Digitalisierung als positiv an. Durch die neuen technischen Möglichkeiten könne Vieles, das dem Wohl des Menschen diene, verbessert werden.

Pflegeroboter Pepper - vorgestellt auf der Altenpflegemesse 2018 in Hannover / © Julian Stratenschulte (dpa)
Pflegeroboter Pepper - vorgestellt auf der Altenpflegemesse 2018 in Hannover / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Allerdings sei darauf zu achten, dass negative Auswirkungen bei der Verwendung ausgeschlossen würden, sagte Losinger der "Katholischen Sonntagszeitung" im Bistum Augsburg.

Gesetzliche Regelungen seien deshalb nötig, um auch das Positive zu sichern. Losinger ist Mitglied der Bayerischen Bioethikkommission und der Ethikkommission "Automatisiertes und Vernetztes Fahren" des Bundesverkehrsministeriums.

Technische Fortentwicklungen sind nach Ansicht des Weihbischofs unvermeidlich. "Sie werden kommen. Wichtig ist, dass der Mensch die Kontrolle und den Überblick behält." Deshalb sei bei der Anwendung darauf zu achten, welche Wirkung das Instrument erzielen werde.

Konsequenzen bedenken und überprüfen

Gerade in der medizinischen Forschung, besonders in der Gentechnik und Biomedizin, brauche es eine realistische "Technikfolgenabschätzung", so Losinger. Keine Technologie dürfe in Serie gehe, bevor nicht die Konsequenzen genau bedacht und geprüft seien.

Ziel müsse immer bleiben, "dass der technische Fortschritt in sozialen und humanen Fortschritt gewandelt wird".

Diskussion um Pflegeroboter

Angesprochen auf sogenannte Pflegeroboter vertrat Losinger die Auffassung, dass ein solcher bei Reinigungsarbeiten, als Transportmittel oder Mobilitätshilfe durchaus eingesetzt werden könne. So eine Unterstützung sei sinnvoll, um die Pflegekräfte bei ihren schweren körperlichen Tätigkeiten zu entlasten.

Ob ein Pflegeroboter jedoch eine pflegenden Menschen ersetzen könne, sei eine andere Frage. Denn es gehe in diesem Fall um eine qualitativ ganz andere Art der Kommunikation, wenn Menschen mit Maschinen sprächen.

Mensch statt Patient

Der Kranke oder Alte sei nicht nur ein Patient oder Pflegefall, sondern ein Mensch mit tiefgreifenden existenziellen und kommunikativen sowie spirituellen Bedürfnissen, erinnerte der Weihbischof.

Deswegen seien menschliche Kommunikation, menschliche Zuwendung und Dialog wichtig. "Auch im Sinne der Menschenwürde muss ein Mensch mit Empathie dem anderen mit seinen Fragen und Bedürfnissen gegenüberstehen."


Weihbischof Anton Losinger / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Anton Losinger / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA