Zeitung: Papst schreibt Brief an Venezuelas Präsident Maduro

"Es geht nicht um irgendeinen Dialog"

Papst Franziskus hat dem venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro in einem Brief vorgeworfen, Zusagen nicht eingehalten zu haben. Franziskus betont, es gehe darum, dass Allgemeinwohl und der Friede im Land über andere Interessen gestellt werden.

 (DR)

In einem am Mittwoch von der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" in Auszügen veröffentlichten Brief an Maduro beklagt Papst Franziskus, auf Vereinbarungen seien "keine konkreten Gesten zu deren Umsetzung" gefolgt. Franziskus äußert in dem Schreiben den Angaben zufolge überdies seine Besorgnis über das Leiden der venezolanischen Bevölkerung, "das kein Ende zu nehmen scheint". 

Der Brief trägt demnach das Datum des 7. Februar und die Unterschrift "Francisco". Zwei Tage zuvor hatte der Papst auf dem Rückflug von Abu Dhabi erwähnt, er habe einen Brief von Maduro erhalten, aber noch nicht gelesen.

Konfliktparteien sollen Allgemeinwohl über andere Interessen stellen

Das Antwortschreiben ist laut "Corriere della Sera" unter Verzicht auf die für Präsidenten übliche Anrede an "Herrn Nicolás Maduro" gerichtet. Darin betone das Kirchenoberhaupt überdies, "Worte schienen den schriftlich festgehaltenen guten Absichten die Legitimität abzusprechen". Der vatikanische Chefdiplomat, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, hatte in den vergangenen Tagen die "positive Neutralität" des Heiligen Stuhls in dem Konflikt zwischen Maduro und der Opposition in Venezuela betont.

Nach vorangegangenen Vermittlungsbemühungen war der katholischen Kirche vorgeworfen worden, sie habe sich von Maduro instrumentalisieren lassen. In seinem Brief an Maduro betont Franziskus nun, es gehe dem Heiligen Stuhl nicht um "irgendeinen Dialog". Vielmehr müsse es Gespräche unter der Voraussetzung geben, dass die Konfliktparteien das Allgemeinwohl und den Frieden im Land über andere Interessen stellten.

Interimspräsident Guaidó hatte Papst um Vermittlung gebeten

In dem südamerikanischen Land hat sich der Oppositionsführer und Parlamentspräsident Juan Guaidó am 23. Januar zum Übergangsstaatschef erklärt. Er wurde inzwischen von den USA und mehr als 40 Ländern anerkannt. Guaidó hatte den Papst um Vermittlung gebeten. Die Opposition wirft dem Sozialisten Maduro Wahlmanipulationen, die Unterdrückung von Kritik und einen diktatorischen Regierungsstil vor. Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise mit Hyperinflation und einer dramatischen Knappheit an Lebensmitteln und Medikamenten.

 


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema